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hineingesprochen. Wie er so dastand, mit den leuchtenden Augen in dem edelgeformtem, frischen Gesicht und der schlanken, kräftigen Gestalt, mußte Graf Sarma sich abermals eingestehen, daß dieser junge Mensch nur zu leicht einem weiblichen Wesen den Kopf verdrehen konnte.

„Herr Sicharski,“ begann nun der Graf, „ich möchte Sie gern davon überzeugen, daß lediglich die Sorge um das Seelenheil meiner Tochter mich so stark erregt hat. Jetzt, nachdem Sie so unzweideutig zum Ausdruck gebracht haben, daß die Bekanntschaft mit Beatrix nicht zu einer Überschreitung der üblichen Umgangsformen geführt hat, möchte ich betonen, wie sehr auch ich Ihr Streben anerkenne und sogar Ihre Energie und Ihre Fähigkeiten bewundere. Allerdings hoffe ich auch gerade bei Ihnen als einem gebildeten Manne das nötige Verständnis dafür zu finden, daß die ganzen Verhältnisse – Sie werden wissen, was ich meine – mich zwingen, von Ihnen die ehrenwörtliche Zusage zu verlangen, daß Sie jeden Versuch, sich Beatrix wieder zu nähern, für alle Zeit unterlassen.“

Graf Sarma hatte jedoch außerordentlich falsch spekuliert, als er diese Sätze in etwas gönnerhaftem Tone vorbrachte. Gerhard Sicharski ließ sich durch diese Phrasen nicht betören. Der heutige Tag, der ihm den ersten Erfolg eingetragen hatte, sollte für ihn der entscheidende Wendepunkt werden. Die Zeit, wo er sich ängstlich vor jedem Höherstehenden in falscher Bescheidenheit geduckt hatte, war vorbei. Sein Ziel lag deutlich vor ihm. Und er zweifelte nicht mehr, daß er es auch erreichen werde. – Und so erwiderte er denn offen und bestimmt:

„Ich bedauere, Ew. Exzellenz mein Ehrenwort nicht geben zu können, wenigstens nicht in dem Sinne, wie Exzellenz es verlangen. Nur das eine verspreche ich: ich werde mich der Komtesse nicht früher wieder

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/68&oldid=- (Version vom 27.3.2020)