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Herrn mit einem leisen Jubelruf auf den Schoß gesetzt.

„Du Guter – Du wolltest also wirklich?“ Und ihre weichen Lippen preßten sich immer wieder auf seinen Mund, daß ihm schier der Atem ausging.

„Ruhe, Kind, Ruhe,“ meinte er schließlich, ordentlich nach Luft schnappend. „Du bringst mich ja um.“

Und dann sprach er lange und sehr verständig auf sie ein. Zum Schluß aber sagte er, ihr sanft die Wangen streichelnd: „Nicht wahr, Kleines, Du siehst ein, daß es so, wie ich Deine Interessen vertreten will, am besten ist. Daß Du hin und wieder eine kurze Ansichtskarte an Deinen Freund schreibst, dagegen habe ich nichts. Aber – nie einen Brief. Warten wir ab, was aus Gerhard Sicharski wird, wie er sich entwickelt. Und dann wollen wir weitersehen.“ –

Am nächsten Tage traf bei Sarmas eine Postkarte des Kommerzienrats ein, deren Inhalt lautete:

„Liebe Kinder! Da ich für Beatrix und mich bereits die Rundreisebillette für Norwegen bestellt habe, ist die Idee mit Genf usw. unausführbar. Wir reisen schon Anfang der nächsten Woche ab. –

Herzliche Grüße
v. L.“

Die Gräfin lächelte, als sie diesen kurzen Bescheid las, ihr Gatte schien empört, aber - er war machtlos. Und so war das Unwetter jenes Abends eigentlich ohne weitere Folgen vorübergegangen. –

Mit der gleichen Post, die Sarmas die Mitteilung des alten Lüders brachte, war auch bei Gerhard Sicharski ein Schreiben eingetroffen, in dem ihn die Direktion der Lüdersschen Maschinenfabriken aufforderte, zu einer geschäftlichen Besprechung nach Dresden zu kommen, sobald er sein Motor-Modell fertiggestellt habe.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)