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alleiniger Inhaber der Firma und Besitzer eines Millionenvermögens geworden war. Daraufhin bekam ich gestern den bereits erwähnten letzten Brief von Fritz Norgard. Mein Freund öffnete mir nun vollends die Augen, schrieb mir von seiner heimlichen Brautschaft mit Margot Bellersen und von der jetzt endlich in ihm aufdämmernden Erkenntnis, daß Margot ihn lediglich deswegen an sich gefesselt habe, weil sie sich von den Ölterrains in Montana einen Riesengewinn versprach. Ihre Briefe seien nämlich sofort merklich kühl und zurückhaltend geworden, nachdem er ihr eingestanden hätte, daß die Spekulation wahrscheinlich gänzlich verfehlt sei. Auch er selbst habe ja längst eingesehen, daß er sich in seinen Gefühlen getäuscht hätte, und er würde das Verlöbnis leichten Herzens umgehend lösen, wenn eben nicht das pekuniäre Moment dabei so wesentlich mitspräche. Habe er doch von den von Margot Bellersen ihm zur Verfügung gestellten 100 000 Mark den größten Teil bereits verbraucht, und diese Summen durch Verkauf des Ölgebietes, der Maschinen usw. zurückzugewinnen, erscheine ziemlich aussichtslos. – So liegen die Verhältnisse, Herr Geheimrat. Deshalb sprach ich von einer heiligen Pflicht! Ich werde nach Amerika reisen und Norgard mein Vermögen zur Verfügung stellen, damit er sich von dieser Dame befreien kann, der er doch nur Spekulationsobjekt gewesen ist.“

Der alte Lüders streckte Gerhard jetzt herzlich die Hand hin.

„Ich freue mich, Sie auch von dieser Seite Ihres Charakters kennen gelernt zu haben,“ sagte er warmen Tones. „Fahren Sie, lieber Freund, vielleicht trägt Ihr Edelmut gute Früchte.“




Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)