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auch Gerhards Zartgefühl einschätzen, mit dem dieser ihm über die peinliche Situation hinweghelfen wollte.

Daher sagte er jetzt auch mit einer Stimme, die vor verhaltener Rührung zitterte:[1]

„Sie sind ein wahrhaft guter Mensch, eigentlich viel zu gut für unsere heutige Welt, in der gewöhnlich nur die Selbstsucht regiert. Nun denn: kränken will ich Sie nicht! Ich bin einverstanden. – Meinen Dank in Worten auszudrücken, das vermag ich nicht. Aber vergelten will ich Dir’s, Gerhard, vergelten, so gut ich’s kann.“

Zum ersten Mal hatte sich ganz unwillkürlich das vertrauliche „Du“ über Norgards Lippen gedrängt. Und Arm in Arm, wie zwei Brüder, die sich eben nach langer Trennung wiedergefunden haben, schritten sie weiter über den aufgewühlten, nach Petroleum so stark duftenden Boden dahin, unter dem Millionen, ungehobene Millionen, schlummern sollten.




In der alten Handelsstadt X war der erste Schnee gefallen, eine nur dünne, weiße Decke, die die Mittagssonne sicherlich schnell wieder dahinraffen würde.

Diese Bedenken äußerte auch Burmeester, der jetzige Chef der berühmten Firma, zu Margot Bellersen, die er in seinem Auto zu einer Vormittagsfahrt abgeholt hatte.

„Der Stadtwald und die dahinter liegenden Königlichen Forsten müssen in diesem weißen, reinen Kleide der Unschuld entzückend aussehen,“ sagte er dann eifrig. „Lassen Sie uns also die Gelegenheit wahrnehmen, Fräulein Margot, und seien Sie meine Begleiterin auf der kurzen Tour. In einer Stunde sind wir wieder zurück.“

Zehn Minuten später ratterte der langgestreckte Wagen davon.

Nachdem die Straßen der Stadt hinter ihnen

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/86&oldid=- (Version vom 1.8.2018)