Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 010.jpg

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es, Du aber, guter Gürge, sollst den Lohn für Deine Gastfreundschaft heute Abend erhalten, wenn Deine Esel von der Weide zurückkehren“. Damit verschwand sie. Als nun die Sonne im Untergehen war, da ging der Gürge voll Neugier seinen Eseln entgegen, allein er konnte nichts an ihnen wahrnehmen, als daß ihre Mäuler blutig waren. Da es nun auf der Wiese weder Dornen, noch scharfe Gräser gab, die Esel auch bekanntlich wegen ihrer Hartmäuligkeit solche nicht verwunden können, begab er sich an Ort und Stelle und trat plötzlich auf etwas Spitzes. Er griff darnach und zog einen Goldbarren aus der Erde, ja er fand ohne viele Mühe eine Menge davon, er holte also seine Esel, die sich daran blutig gefressen, und trieb sie schwerbeladen in sein Hüttchen zurück. Am andern Morgen aber, wie er seinen Reichthum beschaute, beschloß er davon eine Kirche zu bauen. Dies soll die Marienkirche sein, das Volk aber hält noch heute die hölzerne Statue des Obristwachtmeisters von Heldreich (gest. 1674), welche sich über der Thür zur sogenannten Götzenkammer in der erwähnten Kirche befindet, für das Bild des armen Eselgürge, den man auch zum Stammvater der Herren von Römer gemacht hat.


611) Das gefährliche Feld bei Zwickau.
Mündlich.

Vor dem Schneeberger Thor an dem Wege nach Oberhohendorf liegt ein Feld, auf welchem sich ein Kreuzweg befindet, den die Wege von Schödewitz, Reinsdorf und Oberhohendorf bilden; über diesen geht Mittags zwischen 12 bis 1 Uhr Niemand, auch soll denselben kein Fuhrwerk passiren. Vor einigen Jahren fand man daselbst um diese Zeit einen umgeworfenen Wagen, aber ohne Pferd und menschliche Begleiter, und hat sich zu demselben auch nachmals kein Besitzer gefunden.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)