Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 035.jpg

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Darnach ward von jhm recht genant
Die Gegend, vnd heist Voigtland.
Die Burg die blieb ein lange Zeit,
Wie durch die Schrifft wird ausgeseit,
In des Römschen Keysers Gewalt,
Hernach wurde sie zugezalt,
Einr edlen Herrschafft lobesan,
Die gewan von Voigtsberg jhrn Nam,
Die Burg die stund viel manche Jahr
In ihrer (der Herrn von Plauen) Hand ohn all Gefahr.
Biß dreyzehnhundert Jahr nach Christi Geburt,
Sechs vnd funffzig, am Sontag Laurenti fuhrt
Dann ist sie an die Landesfürsten kommen;
Friedrich und Wilhelm haben sie eingenommen (1356).
Thüring, Meißen und Osterland
Stund die Zeit alls in jhrer Hand,
Die Pfaltz zu Sachsen auch dazu,
Sie erhilten den Landen Fried und Ruh,
Gott in welchs Händen alles steht,
Wohl segnen jhr Posteritet.


628) Der Rabe im Voigtlande.
Mitgetheilt von J. Schanz.

Als nach dem dreißigjährigen Kriege im Voigtlande eine furchtbare Pest herrschte, und die Menschen zu Hunderten starben, und manches Dorf fast ganz verödete, soll von Norden her über das Voigtland und das Erzgebirge ein weißer Rabe geflogen sein, welcher rief:

„Freßt nur recht Rapundica
Sinsten kimmt kä Mensch derva.“[1]


629) Der Teufel als Fuhrmann.
N. Remigii Daemonolatria. Hamb. 1693. Th. II. S. 304.

Ein Edelmann im Voigtlande war nicht allein ein jähzorniger Narr, sondern auch in seinem Zorn ein heilloser


  1. Sonst kommt kein Mensch davon.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)