Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 039.jpg

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erreichte, stellte sich ihm eine Flegel- und Gabelbewaffnete Schaar mit drohender Geberde und zorniger Rede in den Weg: ungestüm forderten sie Ersatz und schwangen wild ihre Wehren. Der König ersah in dieser Bedrängniß keine Hilfe. Er riß seinen Rock auf und rief: „Ich bin der König!“ – und alle Flegel sanken in den Staub. – Ob der Held noch zu der schönen Wittwe gekommen, hat die Sage leider nicht aufbewahrt.


633) Die Entstehung von Schöneck.
Poetisch beh. v. Ziehnert Bd. II. S. 89 sq.

Das zum Amte Voigtsberg gehörige Städtchen Schöneck, der höchst gelegene Ort des Voigtlands, soll seinen Namen folgender Ursache verdanken. Einst soll der kaiserliche Landvoigt Heinrich Reuß (der Reiche um 1140-50?) auf der Jagd von seinem Gefolge getrennt worden und auf ein Bärenlager gestoßen sein. Die für ihre Jungen besorgte Bärin sprang auf sein Roß los, dasselbe stürzte von ihrem wüthenden Angriff zu Boden, und es würde um den Landvoigt geschehen gewesen sein, da sein Schwert beim Sturze zerbrach, wäre nicht ein junger Köhler auf sein Hilferufen herbeigeeilt und hätte das wüthende Thier von hinten mit seinem Schürbaum erschlagen. Der Voigt erlaubte nun seinem Retter, sich eine Gnade auszubitten, und derselbe gestand ihm, er habe eine Geliebte, die er aber nicht heirathen könne, weil er zu arm sei, er bitte nur um einen Platz, wo er sich ein Häuschen bauen könne und um Holz dazu. Da lachte der Reuß und sagte ihm, er möge in seinem Lande sich aussuchen, welchen Platz er wolle, wo er sich ein Haus bauen möge, Holz möge er aus dem nächsten Walde nehmen und Steine brechen, so viele er brauche, und so ihn Jemand nach seinem Rechte fragen werde, dem solle er diesen seinen Ring und sein zerbrochenes Schwert, welches er ihm einhändigte, vorzeigen. Darauf zog der Köhler lange mit seinem Liebchen im Voigtlande herum und nirgends wollte denselben

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)