Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 080.jpg

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und gelehrter Bauer, dem unter vielen Eigenheiten reicher und gelehrter Leute auch die eigen war, daß er sich und sein Eigenthum mit eigenen Namen benannte und es gern hatte, wenn ihm die Leute diese nachsagten. Er selbst hieß: der ewige Heiland, seine Frau: seine Beilage, die Katze: Agatius, das Licht: der heilige Geist, die Scheune: Philippi Jakobi u. s. w. Einstmals war der Knecht am frühen Morgen mit dem heiligen Geiste auf dem Stallboden und schnitt Häcksel. Da kam Agatius und nahm ihm den heiligen Geist aus der Laterne und lief damit fort nach Philippi Jakobi. Das Stroh in Philippi Jakobi aber fing Feuer und begann lichterloh zu brennen. Schnell lief der Knecht zum ewigen Heiland, der noch in den Federn lag, und rief ihm zu:

Ewiger Heiland, steh’ auf mit Deiner Beilage,
Agatius ist gekommen,
Agatius hat mir den heiligen Geist genommen,
Ist damit nach Philippi Jakobi gerennt,
Steh auf: Philippi Jakobi brennt.


689) Sage von einem Wilddieb.
Nach mündlicher Ueberlieferung bearbeitet von Julius Schanz.

In Breitenbach (?) war ein Wilddieb, der konnte sich und was er sonst wollte, in jede beliebige Figur verwandeln. Einst schoß er einen Hirsch, als er von fern einen Jägerburschen kommen sah. Schnell verwandelte er sich in einen Holzblock und den Hirsch in einen Busch. Der Holzblock war oben glatt wie abgesägt und der Jäger setzte sich darauf und schnitt eine Rolle Tabak klein. Und gerade auf der Stelle, wo er am derbsten einschnitt, war der Kopf des verzauberten Wilddiebs, der sich doch nicht rühren durfte. So oft er später dieses Abenteuer erzählte, soll er allemal gesagt haben: „da hab’ ich aber die Zähn’ müssen zambeiß (zusammenbeißen)!“ –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_080.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)