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693) Sage von der weißen Frau zu Stein.
S. Sachsengrün 1861. S. 144.

Am Elsterufer stehen heute noch die Trümmer der im Hussitenkriege zerstörten Burg Stein. Diese vertheidigte damals die Burgfrau bis zum Aeussersten, erlag aber der Uebermacht und kam mit allen ihren Leuten um. Ihr Geist kam aber nicht zur Ruhe, sondern einem dahingleitenden Lichte gleich, weshalb der Volksmann sie Laterne nennt, geht sie um Mitternacht ihren unheimlichen Weg. Sie thut Niemandem etwas zu Leide, weicht vielmehr jedem Nahekommenden mit kecken Sprüngen aus. Scheu vor ihr Flüchtenden folgt sie dagegen und geht an dem Stillstehenden mit einem eigenthümlichen Geräusche, welches dem Rauschen eines seidenen Kleides gleicht, vorüber.


694) Der Uhlanensprung bei Stein.
S. Sachsengrün 1861. S. 144.

Unmittelbar bei den Ruinen der Burg Stein befindet sich ein Felskegel, auf den noch jetzt eingehauene Stufen führen und den eine mächtige Linde ziert. Bis hierher soll einst ein der Gegend unkundiger Uhlane, verfolgt von grimmigen Feinden, gesprengt sein, aber um ihnen nicht zur Beute zu fallen, zog er das kalte Wellengrab in der Elster vor. Er sprang herab, sein Roß versank in den Fluthen, er aber rettete sich durch Schwimmen an’s andere Ufer.


695) Die Sage vom Falkenstein.[1]
S. Sachsengrün 1861 S. 144.

Bei Erlbach im Voigtlande erhebt sich aus dunklem Fichtenwalde eine kahle, isolirt stehende Felswand, von deren Gipfel man eine herrliche Aussicht nach Baiern und Böhmen bis Franzensbrunn genießt. Hier soll zur Zeit der Markomannen


  1. Ist offenbar dieselbe Sage wie die unter S. 103 vom hohen Stein bei Erlbach erzählte. Ebenso stimmt die vorhergehende oben mit Nr. 646; blos die Namen der Localitäten differiren.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)