Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 104.jpg

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über den grausamen Vater aus, und als er mit der Geliebten untersank, stürzte das Schloß und der Tempel zusammen, und der See erstarrte zu Stein. Die Trümmer des Schlosses meint man noch heute zu sehen.


714) Der gespenstige Hund zu Weißig.

Auf dem Rittergute Weißig bei Kamenz hat zu Anfange dieses Jahrhunderts der Besitzer einen Hund gehabt, den er sehr geliebt und wie einen Menschen gehalten hat, ja als er gestorben, hat er ihm einen Grabstein gesetzt, und darauf seine Tugenden beschreiben lassen und versichert, der Hund sei besser gewesen als die Menschen. Seit der Zeit geht aber der Hund um und läßt sich in einem Zimmer des Schlosses als Gespenst sehen. Vor kurzem sahen ihn noch die Herren Swob. und v. Qu., die eines Nachts dort schliefen, er sprang von einem Bette aufs andere, sie fühlten ihn auf der Bettdecke, sahen aber nur seine feurigen Augen und fühlten seinen heißen Athem.


715) Die Sage von der Wasserkunst zu Bautzen.

Vor langen Jahren hat ein Mechanicus vom Stadtrath zu Bautzen den Auftrag bekommen, die Stadt mit Wasser aus dem Flusse zu versehen, allein da das Werk sehr kostspielig war, sich verpflichtet, seinen Kopf herzugeben, wenn es nicht gehe. Er hat also eine sogenannte Kunst gebaut und dazu einen der Thürme in der Ringmauer verwendet, wo das Wasser durch Maschinen in die Höhe gehoben und von da in die Stadt geleitet ward. Als das Werk fertig war, siehe da ging es aber nicht, man setzte also den Erbauer fest und es erwartete ihn sonach der Tod. Indessen glückte es ihm, des Nachts zu entwischen, er flüchtete die Neusalzer Straße hinaus, als er aber an den bei den Dorfe Ebendörfel liegenden Berg kam, ward er plötzlich von Müdigkeit ergriffen, setzte sich nieder und schlief ein. Da träumte er so lebhaft, als sehe er es, daß in einer der Röhren seiner

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)