Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 113.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gehörnten Widderkopf, als Zeichen der Tapferkeit, ins Wappen gegeben. Von diesem Hugo stammen die Herren von Haugwitz. Das ist die deutsche Sage, die böhmische lautet anders.

In den heidnischen Zeiten unter den deutschen Königen wurde einst einem kriegserfahrenen Ritter eine Burg anvertraut, um sie gegen die Feinde des Vaterlandes zu behaupten, die Feinde rückten an und bestürmten sie mächtig, wurden aber von den heldenmüthigen Vertheidigern tapfer zurückgeschlagen. Als sie nun sahen, daß sie mit Gewalt nichts ausrichteten, beschlossen sie, die Besatzung durch Hunger zur Uebergabe zu zwingen und umringten die Burg so, daß Niemand mehr heraus konnte, ohne ihnen in die Hände zu fallen. Schon litten die Belagerten große Noth und dachten darauf, sich mit der Burg den Feinden zu übergeben. Der Befehlshaber allein widerstand jeder Aufforderung und hielt die hungernden Krieger mit der Hoffnung hin, daß der König ihnen bald zu Hilfe kommen würde. Allein von Tage zu Tage ward vergebens auf Ersatz gewartet. Da wandte endlich der kluge Befehlshaber eine Kriegslist an. Er ließ den einzigen Widder, den sie noch in der Burg hatten, schlachten, mit seinem Blute alte Ochsenhäute befeuchten und sie wie zum Trocknen im Angesichte der Belagerer aufhängen. Als diese die Ochsenhäute erblickten, meinten sie, man habe in der Burg nicht nur Getreide und Brod, sondern auch Fleisch genug, verzweifelten daran, sie auszuhungern und zogen ab. Hierauf kam der König zu den Seinen, und als er in der Burg nichts mehr fand, als den Widderkopf, lobte er die Tapferkeit und List des Anführers und befahl, daß derselbe für immer einen Widderkopf im Schilde führen solle.


725) Das Wappen der Herren von Löben.
S. Gauhen, Adelslex. Bd. I. S. 924. Haupt Bd. II. S. 32.

Die Herren, Freiherren und Grafen von Löben führen in ihrem Wappen ein Schachbrett und eine Mohrin. Sie

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)