Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 118.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ort gereist und in einem nahen Dorfe entbunden worden sei. Als nun ihr Gemahl, Burggraf Wetzlaw, der gerade beim Bau des Fleckens zugegen war, die zu ihm gesandten Boten hastig auf böhmisch gefragt habe: „Budeli ssen“, d. h. ist’s ein Sohn? so habe seine Umgebung aus Schmeichelei den Ort nach der Frage des Herzogs Budesin benannt, woraus in der Folge Budissin geworden sei.


733) Der Stein auf dem Markte in Budissin.
Böhland a. a. O. S. 78 sq. C. Wilke, Chronik der Stadt Budissin. Bd. (1843) 8. S. 57. sq. Grosser, Oberlaus. Merkw. Theil I. S. 105. Poetisch beh. v. Ziehnert. Bd. I. S. 241. sq.

Am 29. Mai 1405 ist von den Bürgern der Stadt Bautzen ein Aufruhr gegen den damaligen Stadtrath erhoben und derselbe vertrieben worden. Darauf haben die Empörer, unter denen besonders die Tuchmacher die Schlimmsten waren, einen neuen Rath eingesetzt. Zwar versuchte der böhmische Landvoigt auf Schloß Ortenburg die Ordnung wieder herzustellen; allein dies geschah nur oberflächlich, und der Geschäftsgang und die gewerbliche Betriebsamkeit in der Stadt lag gänzlich danieder. Da ist der König Wenzel von Böhmen am 30. September 1408 mit seiner Gemahlin Sophie selbst nach Budissin gekommen, um Ordnung zu machen, hat beide Parteien auf das Rathhaus, wohin er sich begab, beschieden, und sich mit folgenden Worten auf den Stuhl des Bürgermeisters gesetzt: „Hier sitze ich, der ächte Bürgermeister, wer etwas zu klagen hat, der thue es!“ Nun erschien der alte und neue Rath vor dem König, und nachdem der neue nach den deshalb angestellten Erörterungen als schuldig befunden worden war, ließ er denselben in ein Nebenzimmer führen, wo drei Henker die Schuldigen in Empfang nahmen und ihnen die Hände auf den Rücken banden. Hierauf wurden aus der Stadtgemeinde diejenigen herbeigeholt, welche am Meisten bei dem Aufruhr betheiligt gewesen waren, und eben so behandelt, wie der von ihnen eingesetzte Rath. Als nun der König den alten Magistrat wieder installirt hatte,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)