Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 150.jpg

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„Gerechte Strafe für Deinen Vorwitz!“ warf der Pfarrer trocken hin.

„Er will uns also nicht helfen?“ heulte Lob, der die Bemerkung des Pastors anders deutete.

„O doch,“ beruhigte der Seelsorger, indem er nach seinem Stock langte, „komm’, Lob, wir wollen dem Spuk zeigen, daß wir Gewalt über ihn haben!“

Bald war man an Lob’s Hause angelangt, das Fenster stand noch auf und Pastor und Geisterbeschwörer nahmen durch dasselbe ihren Weg in das Innere, wo noch immer gekämpft wurde. „Gott sei Dank, ich komme nicht zu spät,“ sagte der Pfarrer, griff nach dem Buche und las es ohne Umstände rückwärts, worauf das Gethier, durch den Zauberspruch genöthigt, seinen Rückzug in die kupferne Ofenpfanne antrat. Elstern, Eulen, Krähen und Böcklein verschwanden allgemach, und mit dem Schlage Eins war nicht eine der Bestien mehr in der Stube. Nachdem die letzte verschwunden, legte der Pfarrer das Buch weg, mit den ernsten Worten: „Wohl Euch, daß ich noch fertig wurde! Wäre nach dem Schlage Eins noch ein einziges der höllischen Bilder hier verblieben, so hätte Euch der Böse den Hals umgedreht!“

Das klang freilich sehr schauerlich; doch die Burschen waren ja von der Gefahr befreit und schöpften wieder Athem. Der „alte Pech“ aber kanzelte sie noch tüchtig ob ihres verwegenen Beginnens herunter, und ließ sich von ihnen das Versprechen ablegen, daß sie nie wieder mit ähnlichen Dingen sich beschäftigen wollten. Die jungen Leute, die im Gefühle ihrer Rettung sonst etwas versprochen haben würden, legten das Gelübde freudig ab, und der Pfarrer verließ sie, nachdem er das Teufelsbuch an sich genommen, das seitdem für immer verschwunden ist. Die Braupfanne mit Gold ruht noch unversehrt im Falkenberge; Niemand mehr weiß den Zauberspruch, der sie aus der Tiefe hebt, und die einzige Kunde, wie dies geschehen könne, ist für alle Zeiten verloren.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)