Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 194.jpg

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einem großen schwarzen Hunde, mit dem er im Leben die armen Aehrenleser von den Feldern fortjagte, um das Gut und in den Wirthschaftsgebäuden herum. Bei seinen Lebzeiten soll es ein Verwalter gewesen sein, der sich einst mancherlei Veruntreuungen zu schulden kommen ließ, und sich, als er Rechenschaft ablegen sollte, erhangen hat. Vor allen treibt er in der Verwalterstube sein Spiel, wo er die Rechnungsbücher und Papiere herumwirft und sonst allerlei Schabernack macht. Im Ganzen sind aber seine Neckereien sehr unschuldiger Art; hauptsächlich schreckt er das Gesinde vom Stehlen ab und treibt es zur Arbeit.


801) Das Banngehölz zu Diehsa.
Hr. Oberl. Scholz. Klar a. a. O. S. 61. sq.

Westlich von dem Dorfe Diehsa in der Oberlausitz breitet sich ein nicht unbedeutendes Gehölz aus, durch welches verschiedene breitere und schmälere Fußwege führen, jedoch vermeiden noch heute die meisten Bewohner der dasigen Gegend den Theil der Waldung, der nahe an der Straße gelegen ist, weil die Sage geht, daß an diese Stelle des Busches ein vornehmer Herr hingebannt sei, und an manchen Wegen zu gewissen Stunden die festhalte, welche dorthin geriethen, wer aber einmal da festgehalten werde, könne nimmermehr, er möge thun, was er wolle, früher aus dem Gebüsche heraus, als bis die Bannstunden vorüber seien. Man erzählt sich hierüber Folgendes. Es soll einst in der Nähe dieses Dorfes ein reicher Edelmann ein Schloß bewohnt haben, der durch seine wilde und unleidliche Gemüthsart sich in der ganzen Umgegend verhaßt gemacht hatte. Derselbe hatte eine Gemahlin, die aber eben so sanft und gut war, als er finster und hart. Indeß lebten Beide anfänglich doch ziemlich gut mit einander, bis die Liebe, welche der Ritter zu seiner Gattin trug, sich nach und nach in immer größere Abneigung verwandelte, weil dieselbe seinen Wunsch, ihm einen Erben seines Names und Stammes zu schenken nicht zu erfüllen vermochte.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)