Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 205.jpg

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fromme Bonifacius, der ihn oft vergeblich ermahnte, von seinem rohen wüsten Leben abzustehen, voran.

Daß er sich zuweilen auf dem Löbauer Berge sehen läßt, wissen wir, (s. Nr. 793), allein in einem Holze, unweit Teuplitz bei Muskau, hat der Baron von Reibnitz noch im Jahre 1799 mit seinem Jäger Stäglich den dort sehr bekannten Nachtjäger verfolgt, und ohne etwas zu sehen, Roßtritte, Hundegebell, Hüfthörner und eine förmliche Jagdhetze kaum 40 Schritte vor sich bemerkt, ja 1827 hat dieselbe wilde Jagd ein dasiger Teichwärter ebenfalls vernommen.

In einer andern Gegend der Lausitz wird der wilde Jäger auch der Schömbrich genannt, wahrscheinlich im verdorbenen Volksdialect von einem bösen Gutsbesitzer aus dem Geschlechte derer von Schönberg, gerade wie man unter demselben auch einen andern berüchtigten Raubritter der Vorzeit, den sogenannten eisernen Polenz[1] versteht. Andere denken sich unter ihm den einstigen Besitzer einer Burg auf dem Hutberge bei Schönau, Bernhard von Biberstein[2] (1228), den angeblichen Gründer von Bernstadt, der durch sein wüstes Leben sowohl seinen Unterthanen als überhaupt der ganzen Umgegend großen Schaden zufügte, und nach einem von ihm getragenen blauen Hute (mit diesem soll er wie seine Burg auf einem frühern Altergemälde der Schönauer Kirche dargestellt gewesen sein) vom Volke Blauhütchen genannt wird. Die von ihm zusammengebrachten Schätze mögen wohl die Braupfanne voll Gold bilden, welche angeblich im Hutberge begraben liegen soll.

Nach einer andern Lausitzer Sage[3] wäre der Pan Dietrich ursprünglich ein frommer Herr gewesen, der einst in der Kirche lachte, weil er bemerkte, daß der Teufel hinter dem Altare die Namen der Schläfer auf einer Kuhhaut aufschrieb, sich aber an die Wand stieß und einen Zahn ausbrach, als


  1. Großer, Lausitz. Merkw. Th. III. S. 95, erzählt, er sei 1509 Besitzer von Senftenberg gewesen.
  2. S. Preusker, Blicke in die vaterl. Vorzeit Bd. I. S. 141.
  3. S. Wolf, Zeitschr. f. Deutsche Myth. Bd. III. S. 112. fg.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)