Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 208.jpg

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dem Zahle (d. h. wem eine Kuh in seinem Stalle eigen gehört, der darf sie auch beim Schwanze festhalten oder Wem die Kuh gehört, der faßt sie bei den Hörnern)“ erklären und sich auf den in Zittau gehaltenen Rindermarkt beziehen. Ein ähnliches Wahrzeichen gewahrt man in Brieg über dem dortigen Schloßportal.


813) Das Bratwurstspiel zu Zittau.
S. Haupt im N. Laus. Mag. Bd. XLIV. S. 2.

Im J. 1504 haben die Schreiber zu Zittau am Aschermittwoch mitten auf dem Markte ein Spiel gehalten von der Bratwurst und dem Häringe. Nicol Holfeld war Bratwurstverspieler und wurde in die Röhrbütte geworfen. Davon kommen wohl die noch heute in der Lausitz am Aschermittwoch gebräuchlichen Wurstbrüderschaften her (s. Haupt, Sagenb. Bd. II. S. 60).


814) Die Wasserfrau und der Fleischerbursche zu Zittau.
S. Haupt Bd. I. S. 55.

Oft kam die Wassermannsfrau nach Zittau, um Fleisch einzukaufen. Sie pflegte dabei immer ihren Weg durch ein kleines Pförtchen in der Straßenmauer zu nehmen. Einstmals kam sie auch zu einem Fleischer und wollte ein Stück Fleisch kaufen. Als es ihr der Bursche zurecht hacken wollte, hielt sie das andere Ende fest und der Bursche hackte ihr mit seinem Beile aus Unvorsichtigkeit einen Finger ab. Die Wasserfrau schrie laut auf und rief zornig: „warte nur, dafür sollst Du schon noch mein werden!“, lief wehklagend davon und ließ sich nicht wieder sehen. Der Meister ließ nun den Burschen drei Monate lang nicht über Land gehen um Einkäufe zu machen, damit ihn nicht etwa die Wasserfrau sammt dem Vieh mordete. Aber nach dieser Zeit erlaubte er es dem Burschen und schickte ihn aus, um auf einem nahe gelegenen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)