Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 220.jpg

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„fertig!“ herüber, der eine Leichenblässe auf dem Antlitze des Meisters hervorrief. Unten jubelten die anderen Gesellen und die Volksmenge, welche dem eigenthümlichen Wettkampfe mit steigendem Interesse und Theilnahme zugeschaut hatte. Der Meister steigt vom Gerüste herab, um sich von unten den Bau des andern Pfeilers zu betrachten, und vielleicht irgend einen Mangel an demselben zu entdecken. Aber kein Fehler ist zu sehen, Alles im Gegentheil nach den Regeln der Kunst gemacht. Auch der Jüngling ist herabgekommen, Freude strahlt sein Antlitz, nur aus den Augen blitzt kecker Uebermuth und Hohn. Da glänzt ein blanker Dolch in der Luft, von der sichern Hand des Meisters ins Herz getroffen sinkt der Jüngling nieder und haucht zu dessen Füßen seinen Geist aus, ruhig, ja fast Freude und Genugthuung über seine Blutthat empfindend stellt sich der Welsche dem Gericht, welches das Todesurtheil über ihn fällte. Ohne Reue zu äußern, stirbt er den Tod durch Henkershand; sein Haupt, feurig anzusehen rollt jetzt noch mitunter in der Nacht über den Kirchhof. Zum ewigen Andenken an diese Begebenheit hat man an den Pfeilern, welche das Volk davon die Wettepfeiler genannt hat, und sich an der Westseite der Kirche befinden, zwei Nischen anbringen und das Kreuz mit dem Dolche und Schwerte in die Mauer einfügen lassen.


825) Der Teufelsbeschwörer Pursche in Zittau.
S. Weber, Aus vier Jahrhund. Bd. I. S. 386.

Im Jahre 1695 hat die Magd des Kaufmann Junge zu Zittau im Bette des bei diesem wohnenden Schülers Gottfr. Heinrich Pursche ein zugenähtes ledernes Beutelchen gefunden. Als man es öffnete, fand man darin ein Stückchen mit Blut getränktes Papier und ein mit Blut geschriebenes Zettelchen. Auf der einen Seite desselben stand

„Seegen zum Festmachen
††† Satan Gott Juva permittere necesse est oportet
Nagel (d. h. Teufel) der erste ist mein Schutz.“

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)