Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 224.jpg

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Als am nächsten Morgen die Brauknechte kamen, um das Gebräu zu probiren, wunderten sie sich nicht wenig, daß der Rosenholzbecher des Mönchs obenauf schwamm, allein sie dachten sich nichts dabei, sondern kosteten das Bier, und dasselbe schmeckte ihnen herrlicher denn je. Bald verbreitete sich der Ruf von diesem prächtigen Gebräu in der ganzen Stadt, Jedermann wollte davon haben und man konnte nicht genug ausschenken. Allein wie ward ihnen, als sie plötzlich in der Oeffnung die drei Leichname schwimmend erblickten. Freilich schüttete nun Jeder weg, was er noch im Kruge hatte, und Alles eilte bestürzt von dannen, allein fast alle, die von diesem Jungfernbiere getrunken, verfielen in eine schwere Krankheit, und das nannte man des Malzmönchs Biersegen, und wer daran starb, von dem sagte man, er sei an des Malzmönchs Nachttrunk gestorben. Von diesem Tage an aber holte kein Mensch mehr Bier aus dem Klosterbrauhause, die städtischen Brauereien kamen wieder in Aufnahme und das Volk erzählt sich, der Malzmönch in seiner Kutte ziehe, begleitet von einer Schaar Zwerglein und dem ertrunkenen Brautpaar, jeglichen Monat einmal zur Zeit des ersten Mondviertels um Mitternacht über die Malzböden aller Brauereien, koste von dem Malze mit seinem Becher und begebe sich dann zum Kühlstocke hinab, wo er seinen Segen spreche, und wo er dies thue, da gerathe der Bräu, und wer ihn koste, könne nicht genug davon bekommen, bleibe er aber aus, was er zuweilen aus Bosheit thue, da verderbe das Bier, und wer es dennoch trinke, der spüre es viele Tage in seinem Körper.


827) Der Semperstein.
S. Haupt Bd. II. S. 61.

Im Johnsdorfer Thale bei Zittau ist ein Berg, der heißt der Semperstein. Er hat seinen Namen davon, daß sich im Kriege eine Wöchnerin dahin flüchtete, und dort ein

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)