Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 226.jpg

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ist an einem Felsstück ein bekränztes Brod, ein Kind (Kniestück in einem Oval) und eine jetzt ganz unleserliche Inschrift ausgehauen. Hier soll eine gottesfürchtige Matrone aus Zittau am 12. Juni 1539, als sie zu diesem Brunnen mit ihren zwei Kindern beten ging, einen Freund und Retter (einen Engel Gottes) in der damaligen theuern Zeit gefunden haben. Der Quell führt noch bis heute deshalb den Namen des Hungerbrunnens.


830) Die Säule bei Marienthal.
Moraweck, Denksteine S. 40 sq.

Dem Portal des Klosterhofes Marienthal gegenüber an der Fahrstraße nach Altstadt zu befindet sich eine hohe runde Säule von Sandstein, welche an ihrem viereckigen Piedestal ganz unleserliche Schriftzüge enthält. Ueber die Entstehung derselben geht folgende Sage im Munde des Volkes. Es habe einst ein sehr zorniges Gewitter drei Tage über dem Kloster gestanden, ohne sich zu zertheilen, da hätten die Nonnen geglaubt, es müsse eine unter ihnen sein, welcher der Himmel zürne, nach gegenseitigem Befragen unter ihnen habe es sich ergeben, daß eine junge unlängst erst eingekleidete zum Klosterleben gezwungene Nonne vor ihrer Einführung in’s Kloster gesagt habe: „ehe sie in’s Kloster ginge, solle sie doch das Donnerwetter erschlagen!“ Sie wurde sogleich aus dem Kloster geführt und soll an dieser Stelle niedergeknieet haben, um zu beten, aber sogleich von einem Blitzstrahl getödtet worden sein.


831) Der Jungfernsprung auf dem Oybin.

Chr. A. Pescheck, der Oybin bei Zittau. Zittau u. Leipz. 1792. 8. S. 25 sq. Büsching, Volkssagen S. 179 sq. Poet. beh. v. Ziehnert Bd. II. S. 47. sq. u. Segnitz Bd. II. S. 54. sq. Novell. beh. in: Sagen u. Abentheuer vom Oybin. Zittau u. Lpz. 1801. 8., b. Lyser, Abendl. 1001 Nacht Bd. X. S. 115 XIV. S. 223. u. Winter in der Const. Z. 1854. Nr. 207.

Der Oybin, ein bienenkorbförmiger 208 Ellen hoher

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)