Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 230.jpg

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bietet die Ruine auf dem Oybin ein sonderbares Schauspiel dar, denn da versammeln sich die kleinen Heimchen (Erdmännchen) in Menge, ordnen sich Paar und Paar, führen einen Priester in der Mitte und ziehen mit Wachskerzen in der Hand in die Ruinen der Kirche, wo sie sich alsdann in ihre unterirdischen Behälter begeben. Dann ertönt in feierlich ernsten Tönen die Orgel, man vernimmt Gesänge von lieblichen Melodien und hört den Priester das Hochamt halten.


834) Die beiden Zauberer.

Geht man auf dem geraden Wege von Budissin nach Neschwitz, so gelangt man, nachdem man das Gasthaus, der schwarze Adler, und das zum Posthorn passirt ist, in ein kleines Birkenwäldchen, wo man rechter Hand eine große Steinwacke gewahrt. Als dies Wäldchen noch ein großer Wald war, voll von Bären und Wölfen, wohnte dort ein alter heidnischer Zauberer, welchem die Erd- und Feuergeister dienstbar waren. Seine Macht benutzte er dazu, Schätze über Schätze aufzuhäufen, an deren Anblick er sich weidete. Zu gleicher Zeit lebte nicht weit davon ein anderer jüngerer Schwarzkünstler, dessen Befehlen nur die Wassergeister gehorchten, und dem der Meister der Gnomen und Salamander grollte, drohte, wo er wußte und konnte, ihm zu schaden bemüht war und endlich im bösen Herzen gar seinen Untergang beschloß. Nun trat jener einst, gleich einem Flußgotte, in des Alten Wohnung, von dem er wider Erwarten freundlich aufgenommen wurde. Ein Mahl, welches Erd- und Feuergeister bereitet hatten, wurde aufgetragen, wobei das weibliche Geschlecht derselben die Becher kredenzte. Während nun die Becher weidlich geleert wurden, entspann sich zwischen den beiden Magiern über ihre Wissenschaft ein Streit. Ungemüthlich ward daher der Gebieter der Erd- und Feuergeister und vergessend aller Pflichten der jenem erwiesenen Gastfreundschaft, anzüglich gegen den Jüngern, welcher, kalt wie sein

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)