Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 256.jpg

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liegt auf einer theils von Steinen, theils von der Wittiche umgebenen fruchtbaren Wiese das Veenhaus, dessen Besitzer seit Menschengedenken (seit 1521) stets der Veensmann genannt wird. Vor langen Jahren hat man einen solche Veensmann bald auf diesem, bald auf jenem Wittich-Ufer bleichen sehen, dann ist stets das in der Nähe geweidete Vieh unruhig geworden und hat nicht fressen wollen; auch Töpfe hat derselbe bei sich stehen gehabt. Vor 300 Jahren hat hier einmal ein Wundermann wie ein Einsiedler gelebt, der das Orakel und der Helfer der ganzen Umgegend gewesen sein soll.


846) Der Veens- oder Feensmännelberg bei Ostritz.

Preusker, Bd. I. S. 41. Lausitzer Mag. 1838. S. 282. sq. cf. 1829. S. 249. 1836. S. 5. Klar a. a. O. S. 133. sq. Gräve S. 105.

Am rechten Neißeufer auf der von Rhonau bis Niederau sich hinziehenden Anhöhe südöstlich von dem Städtchen Ostritz liegt der zu dem Dorfe Blumberg gehörige Veens- oder Feensmännelberg. Nach der Volkssage ist dieser Berg ehedem von einem von Statur kleinen Völkchen bewohnt gewesen, welches daselbst früher als die Ostritzer ansässig war, und von welchem diese, wenn sie Bier brauen wollten, meist eine Braupfanne zu entleihen pflegten. Als Erkenntlichkeit dafür wurde bei der Rückgabe der letzteren, welche stets bei einem über die Neiße führenden Steg zur Abholung hingesetzt ward, eine Semmel hineingelegt. Dies freundschaftlich nachbarliche Verhältniß dauerte lange Zeit fort, bis einstmals Jemand die Danksemmel aus der Pfanne und eine Unreinlichkeit dafür hineingethan hat. Als in der Folge das Städtchen Ostritz in Besitz von Thurmglocken gelangte, und die Feensmännel besonders den Ton der großen Glocke nicht vertragen konnten, haben sie den Berg gemeinsam verlassen, und ihren Weg durch die Altstadt von Ostritz, mithin von Osten nach Westen zu genommen, ihre Häupter sind bei diesem Zuge mit Melkgelten bedeckt gewesen. Noch zeigt man einen Weg zwischen zwei Häusern, den sie einschlugen. Oft wird von den dortigen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)