Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 263.jpg

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zu verlieren, und alles Nachsuchens ungeachtet war er schlechterdings nicht wieder aufzufinden. Trostlos brach die Familie in Klagen aus, und fürchtete den Zorn jener Wesen, deren Hülfe sie sich bisher zu erfreuen gehabt hatten. Mit Recht, denn ein Ungewitter erhob sich plötzlich über jenem alten Thurme, der als Trutz- und Schutzwehr dieser Geschenke galt, spaltete ihn nach einem furchtbaren Blitz und Gekrach von oben bis unten, und verschlang in einem Nu die verehrten Heiligthümer. Von diesem Augenblicke aber ging der Verheißung nach der Stern dieses Geschlechtes unter, denn mit dem Besitze dieser Geschenke war auch seine Größe und Wohlstand für immer dahin.

Aehnliche Geschichten werden übrigens von verschiedenen Adelsgeschlechtern erzählt (s. Grimm, deutsche Sagen Nr. 35. 41. u. oben Nr. 395), nur mit dem Unterschiede, daß in einer Familie der Unglücksbote gerufen haben soll: „der König ist todt,“ und in einer andern wieder: „Urban ist todt.“

Zu dem Besitzer der am Berge bei Dittersbach auf dem Eigen in der Oberlausitz gelegenen Halbhufe kam einst, während er ackerte, ein Zwerg und bat ihn, es Hübel (einem weiblichen Zwerg) zu sagen, daß Habel (ein männlicher Zwerg) gestorben sei. Als nun der Bauer diesen ihm sonderbaren Vorfall beim Mittagsessen erzählt, kommt ein bisher nie bemerktes Weiblein aus einem Winkel der Stube zum Vorschein, eilt wehklagend zum Hause hinaus und den Berg hinauf, ohne daß man es je wieder gesehen hat.

Uebrigens heißt es in einer alten Chronik des Eigenschen Kreises also: „Die Einwohner melden, daß von der Zeit, ehe die große Glocke (nämlich zu Dittersbach) ist gegossen worden, so geschehen 1514, im Dietrichsberge Zwerge gewohnt haben. Sie sind oft in’s Dorf gekommen und haben sich in die Häuser und Stuben verfüget, also daß die Leute ihrer gar gewohnt gewesen, nachdem aber die Glocke gegossen und geläutet worden, hat sie der harte Schall des Erzes, welchen sie nicht erdulden können, vertrieben, daß man derselben keines mehr gespüret hat.“ Die, welche auf oder in

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)