Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 269.jpg

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bei Budissin, um das Ende des Sommers bei ihr zuzubringen, während ihr Gemahl im österreichischen Heere gegen die Türken diente. Am 12. September d. J. ward bekanntlich Wien entsetzt, und im Schlosse zu Baruth zur Feier dieses Sieges nach einigen Tagen ein großes Festmahl veranstaltet. Da trat am hellen Tage ein österreichischer Krieger in’s Tafelzimmer und stellte sich hinter den Stuhl der Gräfin. Diese sich umwendend, erkannte sogleich ihren Gemahl, den sie mit dem freudigen Ausrufe: „Graf Truchses!“ begrüßte, aufspringen und ihn umarmen wollte. Allein verschwunden war der Ritter. Man hielt es anfangs für einen Scherz, womit er seine Gattin habe necken wollen, durchsuchte das ganze Schloß, fand ihn aber nicht. Die Gräfin wurde nach langem vergeblichen Harren gefährlich krank. Da traf auf einmal die Nachricht ein, ihr Gemahl habe im Gefecht einen tödtlichen Säbelhieb in den Schädel erhalten, an dessen Folgen er am Tage der Siegesfeier im Schlosse zur nämlichen Stunde, wo sich jene Erscheinung zeigte, gestorben sei. Die Besitzerin des Schlosses ließ über diese Begebenheit von geschickter Hand ein Bild entwerfen, auf dem die Scene dargestellt war, wie der Ritter hinter den Stuhl seiner Gemahlin tritt, und dieses befand sich noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts in der Bildergalerie des Schlosses.


857) Der Feuermann bei Baruth.

Auf dem 1½ Meile von Budissin in der Nähe von Baruth gelegenen sogenannten Schaafberge zeigt sich in der Andreasnacht zur gewöhnlichen Geisterstunde ein Feuermann, welcher weit und breit seine prasselnden Flammen schleudert. Hier ist in einer großen eisernen Truhe ein unermeßlicher Schatz vergraben, auf welchem Behälter eine kleine Schatulle von Ebenholz mit Elfenbein ausgelegt steht. Ein Graf von Gersdorf, Besitzer dieses Gutes, ließ in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter Leitung eines sachkundigen Jesuiten

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)