Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 280.jpg

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bat er um die Verstattung des Kelches im h. Abendmahl, was auch für ewige Zeiten gewährt wurde. Nun sollte sich auch der Schenkwirth eine Gnade ausbitten, aber er konnte sich im Augenblick auf nichts Rechtes besinnen. Da dachte der König: „das muß ein zufriedener Mann sein!“ und ritt von dannen. Als der Zug weg war, fiel dem Schenkwirth ein, was er brauchte, und er lief den Reitern nach bis auf die Anhöhe von Raschau. Der König hielt eine Weile sein Pferd an und sagte: „nun, Schenke, was willst Du?“ Da sagte der Schenke „er müsse das Stadtbier schenken und das sei so theuer und er habe nichts davon und er bitte Se. Majestät, daß ihm das Recht verliehen werde, daß er aus jeder Kanne, die er den Gästen auftrage, den ersten Trunk thun dürfe“. Da lächelte der König und sagte: „ja, das Recht soll er haben!“ Zufrieden und dankbar kehrte der Schenkwirth um und alle seine Nachkommen bedienen sich bis auf diese Stunde des königlichen Privilegiums. Uebrigens nennen in dem ganzen Theil des Lausitzer Erzgebirges die Schenkwirthe diese Sitte noch heute das Gebirgische Recht.


869) Der schwarze Mann bei Postwitz.
S. Haupt Bd. I S. 162.

Anno 1669 am 7. April am schwarzen Sonntage des Abends in der neunten Stunde gehen Christian Lehmann, Kramer, und Martin Möller, Schuster zu Budissin, vom Taubenheimer Markte heimwärts. Der letztere war ein versoffener Bruder und einer der greulichsten Flucher seiner Zeit. Als sie beide in der Nähe von Postwitz bei Bautzen sind, kommt ein schwarzes Gespenst mit feurigen Augen und rings von Rauch umgeben querfeldein ihnen entgegen. Es hat sie auch gedäucht, als sähen sie nichts als eitel Wasser vor sich, da doch in jener Gegend sonst keines ist. Da sind sie beide in großes Schrecken gerathen, aber doch ihres Weges fürbaß gegangen. Martin Möller nimmt sein Messer aus dem Schubsack

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_280.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)