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887) Die Luchsenburg.
Winter in d. Const. Zeit. 1854. Nr. 207, nach Gräve S. 142. sq.

Nicht weit von dem Landstädtchen Elstra befindet sich der sogenannte Hochstein, und auf diesem ein verrufener, mit Steinen und mit Nadelholz bewachsener freier Platz, den Jedermann ängstlich meidet, und den man die Luchsenburg nennt. Der Name soll daher rühren, daß der Teufel, der in dieser Gegend fleißig der Jagd obzuliegen pflegte, hier einmal einen Luchs erlegte, und sich zum Andenken daran ein Schloß gebaut haben soll, dem er den Namen der Luchsenburg beilegte. Von hier aus trieb er nun täglich sein Wesen in dem umliegenden Walde, indem er mit seinem höllischen Hofstaate dem Waidwerke oblag; die Seelen der Verdammten mußten dabei die Hunde und Treiber vorstellen, so aber Jemand vorwitzig genug war, sich zu dieser Zeit in den Forst zu wagen, der büßte seine Frechheit mit dem Tode, oder wurde wenigstens in irgend ein Thier verwandelt.

Nun lebte damals in derselben Gegend ein christlicher Ritter, genannt Hubertus, den man späterhin unter die Heiligen versetzt hat. Den verdroß dieses höllische Spiel gewaltig, und er beschloß, demselben ein Ende zu machen. Da er nun selbst ein gar eifriger Nimrod war, und daher alle Jagdstücklein wohl kannte, so machte er sich denn einmal am Tage Aegidi, nachdem er sich durch Fasten und Beten gestärkt und mit Weihwasser besprengt hatte, auf den Weg, und als er die höllische Jagd von weitem heranlärmen hörte, lehnte er sich an einen alten Baum, sprach den Jagdsegen und machte seinen andern Hocuspocus. Von diesem Augenblicke an war es mit dem Jagdvergnügen der teuflischen Waidgesellen aus, kein Hund stellte mehr einen Edelhirsch oder packte ein Wildschwein, der beste Finder verlor die Spur, und wenn ja ein Stück Wild einem der Jäger in den Schuß kam, prallten die Pfeile und der Jagdspieß von dessen Haut ab, als wären dieselben mit Stahl gepanzert. Zwar tobte und lästerte Beelzebub gewaltig über das angebliche Ungeschick seiner Leute

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)