Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 327.jpg

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diese von ihm als einem ungerathenen Sohne auch nichts wissen. Ein armer Vetter jedoch erbarmte sich seiner und nahm ihn in seine Wohnung auf, wieß ihm auch eine Schlafstätte in seinem gerade leerstehenden Schweinestalle an. Dort lebte nun Bastian seinem Gelübde treu zwei und ein halbes Jahr und der Teufel schien sein Spiel schon verloren zu haben. Zum Zeitvertreib machte er den Kindern seines Vetters zuerst einige bunte Papierlaternen, wie er sie in China gesehen und anzufertigen gelernt hatte. Mit diesen Laternchen gingen die Kinder – es war gerade Weihnachtszeit – auf den Markt und ließen sie von den andern Kindern bewundern. Diese Sitte aber hat sich von der Zeit an noch bis auf den heutigen Tag in der Stadt Eisenberg erhalten. In der Adventszeit bis zum Weihnachtsabend gehen jeden Abend, sobald es dunkelt, die Kinder mit ihren seltsam geformten, bunten, von einem Lichtstümpfchen erhellten Papierlaternen, die man Pyramiden oder Permetten nennt, auf den Marktplatz, auf dem sie eine Weile herumspatziren und sich dann nach und nach in den Seitengassen des Marktes oder den langen Steinweg hinab verlieren, endlich aber als ferne Lichtpünktchen verschwinden.

Da kam nun eines schönen Tages der Teufel wieder zu Bastian und schenkte ihm, weil er doch einsah, daß er dessen Seele nicht gewinnen könne, das noch übrige Halbjahr. Dafür aber mußte ihm Bastian versprechen, in seine Bärenhaut gehüllt, jedoch mit vielem Gelde versehn, zum Doctor Urian zu gehen, sich diesem, da derselbe für seine vielen Prozesse keinen Rechtsbeistand mehr finden konnte, als Advocaten anzubieten und als Lohn für seine Dienste eine von seinen drei Töchtern zur Frau zu verlangen. Dies that denn der Bastian auch, und ward, wie ihm der Teufel vorausgesagt hatte, von dem Doctor sehr wohl ausgenommen. Derselbe versprach ihm auch, nachdem er Einsicht von seinen reichen Mitteln genommen hatte, bereitwillig eine seiner Töchter. Nun wollten dieselben aber von dem struppigen, häßlichen Bärenhäuter nichts wissen, bis endlich die jüngste und hübscheste

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)