Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 342.jpg

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dieses Dorfes zu sehen, es guckte nämlich aus einem Dachfenster über den Glocken eine männliche Figur in altmodischer Kleidung hervor, welche so oft nickte und pfiff, als der Uhrhammer Schläge that. Die Sage berichtete, hier habe im dreißigjährigen Kriege der Schulmeister des Ortes auf der Lauer gestanden und dem Dorfe sowie den hier einquartirten Soldaten die Ankunft feindlicher Schaaren angekündigt, bis er endlich auf der Lauerstätte von den Feinden entdeckt und erschossen worden sei.


30) Die Weidenrosen[1] bei Eisenberg.
S. Gschwend a. a. O. S. 464.

Im J. 1747 eine außerordentlich milde Witterung, es fiel im Februar sehr warmer Regen, das Gras kam stark heraus, also daß Körbe voll davon abgesichelt werden konnten. Das Vieh wurde auf die Weide getrieben, der Ackersmann zog ins Feld und die Weiden trieben stark, daß auch sogar Blüthen in Gestalt der Rosen, welche den Feldrosen einigermaßen glichen, zum Vorschein kamen. In der Mitte zeigte sich der Samen, alsdann waren 4 Reihen Blätter hinter einander, je eine Reihe in weiterem Umfange, als die andere. Die Blätter waren spitzig und die Farbe bräunlich. Auf diese ungewöhnliche Witterung ereignete sich einiges Sterben und man hörte von plötzlichen Sterbefällen.


31) Der Reiter in den Klosterlaußnitzer Buchen.
S. Sachsengrün 1861. S. 100.

In der Nacht des Neumondes geht Niemand gern in die Klosterlaußnitzer Buchen oder auch nur durch ihren Bereich, und wer es kann, nimmt einen andern Weg, der um die böse Stelle herumführt. Denn in der Neumondnacht


  1. Etwas Aehnliches ist oben Bd. I. Nr. 45. S. 52 erzählt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_342.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)