Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 345.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

weit hinter dem Dörfchen Cursdorf liegt am Raudabache die Weißenmühle, im Garten derselben aber befindet sich ein uraltes verwittertes Steinkreuz, in welches ein Schwert eingehauen ist. Dasselbe soll die Nachwelt an den hier an dem Markgrafen Egbert III. von Meißen im J. 1090 verübten Mord erinnern. Der Markgraf lebte in schwerer Fehde mit seinem Lehnsherrn, dem Kaiser Heinrich IV., der ihm aber wenig anhaben konnte, denn der Markgraf war seiner Zeit ein mächtiger Fürst. Da sann denn der Kaiser darüber nach, ob er ihn nicht durch List aus dem Wege räumen könne, und als er erfahren hatte, daß der Markgraf sorglos ohne große Begleitung auf seinen Besitzungen herumzureisen pflege, so wußte er einen Reiterhaufen in die Gegend von Eisenberg zu bringen, wo der Markgraf, wie er erfahren hatte, hinkommen sollte. Als nun derselbe eines Tages in die Nähe der Stadt kam, beschloß er von Müdigkeit übermannt, in der Weißenmühle zu übernachten und legte sich mit seinem geringen Gefolge ruhig nieder, ward aber in der Nacht von den Reitern Heinrichs IV. überfallen und mit den Seinigen nach kurzer Gegenwehr niedergehauen. Zur Erinnerung an diese Greuelthat ward dann später der Stein mit dem Schwerte errichtet.


34) Die Zwerge in der Raudamühle.
S. Greß S. 31 fgg. Eisel Nr. 27. Anm.

In der Raudamühle bei Eisenberg hielten sich vor langen Jahren eine große Menge Zwerge auf, die aber dem Hause Glück brachten und darauf sahen, daß immer darin Alles in gutem Stande war. Sie hielten auch das Vieh blank und rein, sorgten dafür, daß der Mühle es nie an ausreichendem Wasser fehlte, daß das Mehl recht weiß war und daß der Müller immer seine sichern Mahlgäste hatte, daß in der Küche und im Garten zur rechten Zeit alle Arbeit gemacht war. Dafür verlangten sie aber auch, daß ihnen täglich an einen gewissen, von ihnen bestimmten Ort ein Körbchen mit

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)