Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 346.jpg

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Obst und ein schön gelb gebräuntes Weißbrot hingesetzt ward, welches dann von ihnen verzehrt wurde. Auch wenn Kuchen gebacken wurde, verlangten sie ihren Theil davon, und bekamen sie ihn einmal nicht, so konnten die Müllersleute darauf rechnen, daß ihnen die Kobolde irgend einen Schabernack zufügten, dies wußten sie auch und darum vergaßen sie nie, denselben ihren Tribut darzubringen. Nun hatten sie aber in Erfahrung gebracht, daß die Zwerge keinen Kümmel im Brode leiden konnten, war je einmal es versehen worden und Kümmel hineingekommen, so hörte man die ganze Nacht hindurch Jammern und Klagen in der Mühle. Inzwischen kam eine junge Frau ins Haus und als diese von ihrem Manne diese Eigenthümlichkeit ihrer kleinen Hausgenossen gehört hatte, beschloß sie dieselbe zu benutzen, um vielleicht so ihren Wunsch, die kleinen Leute einmal zu sehen zu bekommen, zu erreichen. Sie setzte ihnen also eines Abends ein schönes gelbbraunes knuspriges Brötchen hin, in welches sie aber absichtlich eine Menge Kümmel hineingebacken hatte, die Zwerge aßen es auch, aber es bekam ihnen schlecht, man hörte die ganze Nacht hindurch ihr Klagen und Stöhnen. Am Morgen aber als die Müllerin ihrem Manne ihren losen Streich erzählte, da schlug der die Hände über dem Kopfe zusammen und rief: „Frau, was hast Du gethan? Du hast die guten Zwerge beleidigt, mit unserm Glück ist es aus!“ Und so war es auch, die folgende Nacht zogen die Zwerge auf Nimmerwiederkehr mit Sack und Pack auf und davon und von Stund’ an wich der Segen von der Mühle, der Müller verarmte, da die Mehlgäste immer seltener wurden, weil kein feines Mehl mehr gemacht werden konnte, und die Müllerin selbst starb bald nachher.


35) Die vier Spieler in Seyfertsdorf.
S. Eisel, Voigtländisches Sagenbuch Nr. 17.

Vier Spieler waren in Seyfertsdorf bei Köstritz, die verpraßten ihr Hab und Gut und ließen Weib und Kinder

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_346.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)