Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 368.jpg

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49) Der Evangeliensteg.
S. Kirchengalerie Bd. I. Nr. 16. S. 78.

Zwischen den Dörfern Ziegelheim und Frohnsdorf in der Nähe von Wiesebach führt ein Steg, der heißt der Evangeliensteg. Der Sage nach schlichen sich, weil Frohnsdorf früher der Reformation beitrat als Ziegelheim, von hier aus das Thal herab, die heimlich Evangelischen über diesen Steg, um in Frohnsdorf Evangelisch predigen zu hören. In den ältesten Zeiten war der Name Evangeliensteg hier eingeschnitten und wurde auch bei jeder Erneuerung desselben wieder eingeschnitten.


50) Strafe für Heiligenverachtung.
S. v. Beust Bd. II. S. 27.

Im J. 1523 hieb ein Bürger zu Altenburg dem Bilde des h. Bartholomäus den Kopf ab, seine Frau gebar aber nachher ein Kind, dessen Kopf vom Leibe abgetrennt war.


51) Sprüche von Altenburg.
S. v. Beust Bd. II. S. 27 fg.

Gegen Pfingsten des J. 1524 fiel im Altenburgischen große Kälte ein, daher das Sprichwort kam: „ich will Dich zu Pfingsten auf dem Eise bezahlen“.

Während in demselben Jahre die Bürger der neuen Lehre wegen unter sich uneinig waren, indem die Katholischen ihren Gottesdienst in der Nicolaikirche, die Lutheraner aber den ihrigen in der Bartholomäikirche hielten, entstand im Bartholomäiviertel die Pest. Die Katholischen spotteten darüber und sagten: „die Holzäpfelchen werden abfallen“. Kurz darauf ergriff die Pest auch das Nicolaiviertel, nun antworteten jene: „die großen Birnbäume werden auch weidlich geschüttelt werden“.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)