Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 375.jpg

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hatten, reitet im hellen Mondenscheine einer an ihnen vorüber. Der saß auf einem gewaltig großen Pferde und auf dem Kopfe hatte er einen Bonapartehut. Ein Sturmwind aber fuhr hinter ihm her und zog dem Einen der Beiden den Rücken zusammen, als wenn’s ihm aufhockte. Dieser legte sich bald darauf und starb.


64) Der dreibeinige Dachs.
S. Eisel a. a. O. Nr. 310.

Im Ronneburger Forste hatten ein Paar Lichtenberger einen Dachs erlegt. Kaum daß sie ihn im Sacke haben, überrascht sie die wilde Jagd und eine Stimme fragt, „ob alles Wild erlegt sei?“ Gleich darauf antwortete eine andere Stimme: „es fehlt nur noch ein dreibeiniger Dachs!“ Von Grausen erfaßt eilen jetzt die Versteckten davon, entleeren im Laufen ihren Sack und was sehen sie, was heraus fällt? ein Dachs mit drei Beinen.


65) Der dreibeinige Hase.
S. Eisel a. a. O. Nr. 384.

Am frühen Pfingstmorgen ging ein Ronneburger mit seinem Söhnchen ins Johannisthal Maiblumen zu suchen. Wie sie an die sogenannten Schlachteichen kommen, siehe da sitzt mitten auf dem Wege ein Hase, auf den unser Hündchen zuspringt, aber gar bald heulend umkehrt und sich ängstlich zwischen den Füßen seines Herrn verkriecht. Während nun den Hund sogar Schläge nicht hervorbringen können, kommt auf einmal der Hase selbst auf die Drei los und richtig, es ist ein dreibeiniger! Jetzt war nun das Davonlaufen an dem Herrn des Hundes, doch kamen sie glücklich durch eine Hecke ins Freie und nach Hause. Nur hat der Hund nachher triefige Augen bekommen und hat sich so zusammengekrümmt, daß er drei Tage nachher mit einem Stein um den Hals

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)