Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 390.jpg

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die von ihrer Schönheit angelockt sich ihr nähern, zieht sie zu sich hinab in die Wellen, und ein Opfer dieser Art verlangt die Saale wenigstens jedes Jahr.


83) Das Schlachtfeld bei Kahla.
S. Eisel a. a. O. Nr. 288. Greß S. 96 fg.

Zwischen Jena und Kahla liegen die Felder, wo im J. 1806 die Preußen jene furchtbare Niederlage erlitten. Dort zogen in den Tagen vor und nach der Schlacht gewaltige Heeresmassen dahin, das preußische Heer aufgelöst und niedergeschlagen, die siegreichen Franzosen in wilder Verfolgung desselben und so schritten die Krieger beider Armeen über Todte und Sterbende achtlos dahin. Nachts sagt man, steigen zu gewissen Zeiten des Jahres, namentlich wenn der Schlachttag wiederkehrt, die Gebliebenen aus ihren Gräbern dort herauf und jagen über das mondhelle Feld und rasselnd mit Trommelwirbel zieht es auf und ab, bis es von der Kirche her 1 Uhr schlägt, dann wird es wieder still und so treiben sie es fort und fort bis zum jüngsten Tage.


84) Der Blutteich zu Kahla.
S. Eisel a. a. O. Nr. 672. Greß S. 102.

An der Kirche zu Kahla lag sonst ein kleiner trüber und schmutziger Teich, der sogenannte Entenplan, dessen Wasser sich aber schon zweimal in Blut verwandelt hat. Das erstemal geschah es um Johannis 1635 in der Schreckenszeit des 30jährigen Krieges, bald darauf kam kaiserliches Kriegsvolk und Kroaten in die Stadt, welche sengten, plünderten und mordeten. Das zweite Mal aber geschah es am 3 Decbr. 1679, als Simon Trandorff Pastor zu Kahla war, und kurz darauf kam die Schreckenfeldtsche Secte in die Stadt und trieb eine Zeit lang daselbst ihr Wesen und richtete Unfrieden und Schaden daselbst an.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_390.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)