Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 401.jpg

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sogenannten Barmse zwischen Kahla und Großeutersdorf gekommen waren, da rief einer der Ritter in frechem Uebermuth: „den Letzten hole der Teufel!“ Kaum waren die frevelhaften Worte heraus, so spornten Alle wie toll ihre Rosse, denn Keiner wollte der Letzte sein, nur der Ritter von Kochberg blieb etwas hinter den übrigen zurück. Wie er nun seinem Rosse wüthend die Sporen in die Weichen drückte, um seinen Kameraden vor zu kommen, scheute plötzlich dasselbe, stürzte in einen neben dem Wege befindlichen Graben und begrub seinen Reiter unter seinem Leibe, und als seine Kameraden auf seinen Schrei umkehrten und ihm aufhelfen wollten, fanden sie nur noch seinen zerschmetterten Leichnam, er selbst war bereits todt.


97) Das Thüringische Bethlehem.

Da wo sich die Orla mit der rauschenden Saale vermählt, erhebt sich auf hohem, rothem Sandsteinfelsen das Städtchen Orlamünde und schaut weit hinaus auf die von dunkeln Wäldern umkränzte, von der Saale durchströmte lachende Ebene. Da soll nun einst Herr von Bünau aus Altenburg, der lange in fremden Ländern und Welttheilen gelebt hatte, hingekommen sein und ausgerufen haben: „wenn ich Orlamünde sehe, so sehe ich Bethlehem, die Geburtsstadt unseres Herrn Jesu Christi“. Auch Andere haben die große Aehnlichkeit in der Lage und dem Aussehen beider Orte bestätigt und so ist es gekommen, daß man die Stadt Orlamünde das Thüringische Bethlehem genannt hat.


98) Luther in Orlamünde.
S. Greß a. a. O. S. 112 fg.

Während Dr. Martin Luther auf der Wartburg war, hatte bekanntlich der Magister Andreas Bodenstein, von seiner Geburtsstadt in Franken Karlstadt genannt, in Wittenberg

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)