Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 415.jpg

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und wirft sie endlich noch angekleidet in das Brautbett. Die Brautmutter aber oder diejenige Person, welche ihre Stelle vertritt, legt nun einen dünnen Kuchen auf das Bett, welchen die Umstehenden mit den Händen zerschlagen und dabei sagen: „soviel Stückchen soviel Püppchen!“ Der Bräutigam muß nun den dabei Anwesenden Wein oder Branntwein einschenken und der Brautdiener versteckt der Braut den ausgezogenen Stiefel oder Schuh, welchen sie den andern Tag auslösen muß. Indessen machen die Spielleute nebst etlichen Gästen vor der Kammerthüre Musik, und wenn sie hineinkommen können, tanzen sie um das Brautbett.

Am nächsten Tage muß die Braut unter dem Kranze eine gestrickte Haube tragen und der Bräutigam ein neues Hemd, wie auch den Verwandten Schnupftücher, Hauben, Aermel und dergleichen verehren, welches Schwäger-Stücken genannt wird.

Am dritten Hochzeitstage setzt sich der Bräutigam mit der Braut und etlichen nahen Anverwandten an den Tisch, um die Hochzeitsgeschenke in Empfang zu nehmen. Die Braut hat wieder den langen Mantel um, darin sie sich ganz wickelt und mit einem Schnupftuch, indem sie weint, sich die Augen zuhält. Hierauf legt sie ein grünes Rautenkränzlein, das aber kaum so groß als ein Thaler ist, auf ein schönes Schnupftuch vor sich auf den Tisch. Die nächsten Freunde bringen ihre Geschenke zuerst und es müssen Braut und Bräutigam wie auch die Anverwandten, so dabei sitzen, die Hand zuerst bieten, alsdann das Geschenk mit dem Wunsch übergeben und einem Jeden wieder die Hand bieten. Wenn von Etlichen Bettpfüle und Kissen verehrt worden sind, so legen die dabei stehenden jungen Bursche ihnen solche, wobei sie den Freunden die Hände bieten, auf den Rücken und klopfen wacker mit beiden Händen darauf. Der eine Brautdiener giebt nun dem Hochzeitsgaste, wenn er sein Geschenk überreicht hat, ein großes Glas Bier, etwa mit folgender Formel: „Ehr hut Braut un Bräutgen ene Verihrege gethon, drum last auch weder emahl schenke.“ Nach dem Trunke giebt er

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_415.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)