Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 004.jpg

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wenden, oder schlag mir’s aus dem Sinn, wiewohl ich auch dies bekennen muß, daß mir viele Träume, beyde gut und böse sind fürkommen, welche ich hernach allererst verstanden habe, aber gemeiniglich in schlechten Sachen, E. L. sagen doch, was war denn der Traum? Churfürst Friedrich sagte: Ich will’s E. L. sagen: Als ich mich auff dem Abend zu Bette legte, ziemlich matt und müde, war ich balb über dem Gebet eingeschlaffen, und hatte bey dritthalb Stunden fein sanffte geruhet. Als ich nun erwachte und ziemlich munter worden, lag ich und hatte allerley Gedanken biß nach 12 Uhr: Gedachte unter andern, wie ich allen lieben Heiligen, und neben mir mein Hoffgesinde, zu Ehren bringen wollte, betete auch für die lieben Seelen im Fegfeuer, und beschloß bei mir, ihnen auch zu Hülffe in ihrer Gluth zu kommen, bat daher Gott um seine Gnade, daß er doch mich und meine Räthe und Landschafft in rechter Wahrheit wolle leiten und zur Seligkeit helffen, auch alle bösen Buben, die uns unser Regiment sauer machen, nach seiner Allmacht wehren. Nach Mitternacht war ich bald auff solche Gedanken wieder eingeschlaffen, da träumet mir, wie der Allmächtige Gott einen Mönch, eines feinen erbarn Angesichtes zu mir schickte, der war. S. Pauli des lieben Apostels natürlicher Sohn, der hatte bey sich zum Gefährten auf GOttes Befehl alle liebe Heiligen, die solten den Mönch vor mir Zeugniß geben, daß es kein Betrug mit ihm wäre, sondern es sey wahrhafftig ein gesandter GOttes, und ließ mir GOtt gebieten, ich sollte dem Mönch gestatten, daß er mir etwas an mein Schloß Capell zu Wittenberg schreiben dürffte, es würde mich nicht gereuen. Ich ließ ihm durch den Canzler sagen: Weil mich GOtt solches heist, und er auch sein gewaltig Zeugniß hat, so möchte er schreiben, was ihm befohlen. Darauff fähet der Mönch an zu schreiben, und machte so grobe Schrifft, daß ich sie hier zu Schweinitz erkennen kunte; er führete auch eine so lange Feder, daß sie auch bis gen Rom mit ihrem Hintertheil reichte, und einem Löwen, der zu Rom lag, mit dem Sturtz in ein Ohr stach, daß der Sturtz zum andern Ohr wieder heraus ging, und

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_004.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)