Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 020.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

machen und viele Fürstenthümer ererben. Seine Kinder werden sich weit austheilen in mächtigen Ländern.[1] Er wird ein segensvoller Vater von Kindeskindern. Er wird dem Römischen Reiche mit besonderer Liebe zugethan seyn, doch dabei die dreifache Krone über alles beehren. (Er behüte solches, damit der Papst in unsern Landen nichts einführen darf. August.) Er wird viele Neuerungen mit großen Schatzungen, in seinen Landen, zu gewaltigen Schaden derer Unterthanen anlegen, worüber er das Land seufzen macht. (Das Seufzen der Gerechten höret Gott. August.) Denn diese Satzungen kommen ihm nicht zum Segen, sondern er wird ein Scheußal anderer Länder, denn sein Einkommen ist doch nicht hinlänglich und muß andere Länder um Vorschuß ansprechen. Die Religion leidet Noth mit dem Lande, aber Adonay siehet darein, kommt dem Lande zu Hülfe, verkürzet dieses Regenten Tage und wird wenig Gutes von ihm geredet und gehöret werden (Gott verhüte dieses alles, wie wir hoffen wollen. August.) Sein Nachkömmling[2] wird keine Königliche Krone tragen, doch wird er besser als sein Vater, obgleich nicht so lange, im Frieden regieren. Die Last der Unterthanen wird dessen Nachfolger in etwas erleichtern, auch vor sein Geschwister getreu sorgen. Es wird sich eine Unruhe bei seiner Regierung hervorthun, welche aber von keiner Dauer seyn wird. Die bösen Buben wird er ausrotten und allerwege rechte heillose Haußhalter in den Aemtern ab- und wegschaffen, wozu ihm etliche gewaltige Freunde zum Besten des Sachsens rathen und ihn schützen werden, damit er nicht mit Gift[3], wie seinem Vater auch widerfaren, möge hingerichtet werden. Er wird Spuren von dem großen Schatz der Weißheit zwar sehen, doch nicht denselben nach der Vollkommenheit besitzen. (Dieses sind nur Muthmaßungen. August.)


  1. Maria Amalie heirathete König Karl III. v. Spanien 1738, Maria Anna 1747 Max Joseph Churfürst v. Baiern, Maria Josepha 1747 den Dauphin v. Frankreich und Albert Christian Kaiser Franz I. Tochter
  2. Friedrich Christian regierte nur v. 5/10-17/12 1763.
  3. bezieht sich auf den von der Mutter Friedrich August’s gegen diesen angeblich unternommenen Giftmordversuch, was freilich nie bewiesen ward.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)