Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 070.jpg

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Papst zu Rom in alle Ewigkeit vergeben werde. Bei seinem Tode hat sich folgendes Wunder begeben. Es war hell und klar am Himmel und es wehte eine liebliche und sanfte Maienluft, da erhob sich plötzlich ein so ungestümer und reißender Wind, daß man meinte, er werde Alles über den Haufen werfen. Am Rathhaus zu Mügeln war aber mit Nägeln und Klammern ein Schild festgemacht, an dem das meißnische bischöffliche Wappen angemalt war. Diese Tafel hat der Wind abgerissen und mit großem Krachen auf den Markt herabgeworfen, und sobald dieß geschehen, hat sich der Wind gelegt und ist wie zuvor Alles hell und still geworden, auch hat man nicht erfahren, daß der Wind dieses Mal noch das Geringste zerrissen oder beschädigt hätte. Zu selbiger Stund aber ist die Nachricht gekommen, daß der Bischof verschieden sei, und hat Jedermann geschlossen, das Herabfallen des bischöfflichen Wappens habe des Bischoffs Tod bedeutet, und daß dieser der letzte Bischoff von Meißen gewesen sei.


65) Ritter Karraß auf Coswig.
Hofmann, S. 684. Böttiger, Gesch. v. Sachsen Bd. I. S. 557. S. aber Hormayr, Taschenb. 1849, S. 94 sq. v. Langenn, Churf. Moritz, Bd. I. S. 589 sq. II. S. 365 sq.

Das an der von Großenhain nach Wilsdruf führenden Straße liegende Dorf Coswig gehörte seit langen Jahren der adeligen Familie Karraß. Von dieser soll einer, Namens Georg von Karraß, den Churfürst Moritz in der Schlacht bei Sievershausen vermittelst einer silbernen Kugel erschossen haben, weil Letzterer die diesem gehörigen Waldungen im Friedewalde bei Anlegung der Moritzburg ihm zur Erweiterung seiner Wildbahn abgedrungen, ihm dann in einer Streitsache mit dem Coswiger Geistlichen seine Hilfe verweigert und ihm sogar, als er deshalb anzüglich geworden, eine Ohrfeige gegeben habe. Nach Andern hätte sein Vater das Gut an jenen vertauscht, und der Sohn sei aus Aerger darüber und weil er als Page einmal von ihm einen Backenstreich erhalten,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)