Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 096.jpg

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Ueber dem steinernen Portale stand früher die Figur des h. Bartholomäus aus Sandstein, die, von den Hussiten herabgestürzt (1429), lange in einem Winkel der Kirche am Altare lehnte, von dort aber sich nicht wegbringen ließ, sondern immer wieder zurückkehrte. Es war dieses das sogenannte „Geestmännel“. Ein anderes Wahrzeichen hier war die an der Straßenmauer links vom Kirchlein stehende bedeckte Stein- oder Pestkanzel, auf der 1539 Luther gepredigt haben soll.


107) Was die Churschwerter im alten sächsischen Wappen bedeutet haben.
Curiosa Saxon. 1732. S. 130. Dresd. Gel. Anz. 1759. St. 31.

Bekanntlich erhielt Friedrich der Streitbare von Kaiser Sigismund die Churwürde, welche zwei schräg über einander liegende Schwerter in seinem Wappen bedeuten. Man hat diese Insignien so verstanden, als zeigten sie die Würde eines Reichsoberhofmarschalls und Reichsgeneralfeldmarschalls an, anders deutet sie die Sage, denn man hat einen alten Reim, der so lautet:

Zwey Schwert das Marschallamt bedeuten
Die Wendischen Heiden auszureuten.


108) Ein Soldat wird zu Dresden bezaubert.
Dresdner Merkw. 1715. S. 54-58.

Im Jahre 1715 ist einem Soldaten vom Borkischen Regiment, genannt Siegel, am Waisenhause ein Weib mit einer Maske vor dem Gesichte erschienen, hat ihn angesehen und behext. Der Mann ist von Stund an rasend geworden, hat Andern die Zukunft verkündigt, und alles Gebet der Geistlichen M. Weller und Zahn ist vergeblich geblieben, denn jener war und blieb besessen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_096.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)