Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 101.jpg

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seines Verlangens vordemonstrirte, derselbe bestand darauf hier zu bleiben, und endlich meinte jener, er könne ihm wohl noch ein Plätzchen zum Ausruhen anbieten, allein dies sei im Spukhause; wenn er sich vor Geistern nicht fürchte, so möge er dort bleiben. Der muntere Trompeter ließ sich vorerst die ganze Geschichte erzählen, lachte sich eins und sagte zuletzt, an Geister glaube er nicht, die Todten kämen doch nicht wieder, und vor lebenden Störern solle ihn sein Schwert schützen, der Wirth möge ihm nur ein Fäßchen seines besten Bieres geben, ihm ein Lager zurecht machen lassen und mit Licht versehen, so sei er bereit, allein in dem öden Schlosse zu übernachten. Obwohl ihn nun der Wirth nochmals gewarnt und ihm zugleich auch die Versicherung gegeben hatte, daß, wenn er einmal das Schloß betreten habe, er auch vor Tagesanbruch nicht wieder herausdürfe, so ließ er sich doch nicht irre machen, sondern forderte den Wirth auf, ihm das Versprochene zu geben und ihn sodann in den gespenstigen Saal zu bringen. Jener ließ sich auch bereit finden, trug ihm ein bequemes Ruhebett, Bier und Licht hinüber, verschloß aber, nachdem er ihm gute Nacht gewünscht, das Schloß, und so sah sich der Trompeter bald allein. Nachdem er sich in dem Saale umgeschaut, die Thüren, wie er meinte, fest verschlossen, ja zu besserer Sicherheit mit altem Gerülle, das er hier fand, verrammelt hatte, warf er sich auf sein Lager, um zu schlafen. Allein sei es, daß er zu ermüdet, oder doch etwas aufgeregt war, der Schlaf wollte nicht kommen, er mochte sich bald auf diese und bald auf jene Seite legen. Er stand also wieder auf und nahm seine Trompete zur Hand, um sich mit Blasen die Zeit zu vertreiben. So kam die Mitternacht heran, und noch hatte sich im ganzen Hause kein Laut hören lassen, siehe, da ertönte auf einmal mit dem Schlage zwölf von unten herauf ein immer lauter und näher kommendes Getöse, die Schritte vieler Personen schallten die Treppe herauf, lautes Geräusch ließ sich vor dem Saale hören, und wie der Trompeter eben aufspringen wollte, um dem Spuke entgegenzugehen, da

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)