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113) Die wiederaufgestandene Goldschmiedsfrau zu Dresden.

Hasche, Beschr. v. Dresden. Bd. I. S. 323. sq. Bd. II. S. 881. P. Chr. Hilscher, Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmiedsfrau in Dresden. Dr. 1725. 8. (Aehnl. Gesch. s. erz.-ebd. S. 6, 12, 28. sq.) Michaelis, Inscriptiones der Kirche zu Uns. Lieben Frauen zu Dresden. ebd. 1714. 4. Vorr. zu Ende und S. 121. Schäfer Bd. I. S. 167 etc.

An der Frauenkirche stand (jetzt als das zweite von der Ecke der jetzigen Terrassengasse und mit dem Eckhause verbunden, Nr. 6 u. 7) ein Haus, das der früheren Krausischen Hofbuchdruckerei, welches über seinem Eingange eine Gruppe von Kindern in verschiedenen Stellungen hatte. Um die Göttin Minerva in der Mitte standen rechts gutartige Kinder, beschäftigt mit Lehrgegenständen und erlaubten Vergnügungen, links aber muthwillige Knaben in leichtfertigen Stellungen, z. B. einer auf dem Kopfe, und mit unnützen Dingen beschäftigt. Dies erklärte man für das Denkmal der aus dem Grabe wiedergekommenen Goldschmiedsfrau und ihrer sechs Kinder. Von dieser, die den Namen Geißin geführt haben soll und vielleicht vom Volk mit der gleichnamigen Frauensperson, die der h. Benno am verstopften Blutflusse kurirt haben soll, identificirt ward, da Andere wieder sie Harnischin nennen und für die Frau eines Buchdruckers ausgeben, existirte auf dem alten Frauenkirchhofe links beim Eingange zur Sacristei ein alter aufgerichteter Leichenstein[1], auf dem eine Frau mit aufgehobenen Händen in Lebensgröße dargestellt war, an deren einer Seite zwei Knaben und an der andern zwei Mädchen standen. Ueber der rechten Achsel in der Ecke war ein Schild, darauf zwei sich gegen einander bäumende Geißen, und zwischen denselben ein kleiner Stern, über der linken ein Schild, darin noch ein größerer Stern zu sehen. Als Unterschrift las man in römischen Buchstaben ANNO – – – II. FRITAG. NACH. OCVLI. IST. VERSCHIDEN. DIE. TVGENTSAME FRAV PERPETVA GEISSIN


  1. Dieser befindet sich noch jetzt auf dem Neustädter alten Kirchhofe (S. Winter in d. Constit. Zeit. 1852. 13. Octbr. S. 950.)
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)