Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 115.jpg

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dem nach seinem frühern Besitzer, S. M. dem höchstsel. König Anton so genannten Anton’schen Garten auf der Langengasse zu Dresden verschiedene Spukgeschichten. So sollte sich an der Mauer nach der Dohnaischen Straße zu bei dem dort befindlichen künstlichen Wasserfalle ein Jäger des Nachts sehen lassen, der den Kopf unter dem Arme trüge. Dann steht noch heute mitten im Garten links vom Palais ein steinerner Tisch, von dem man behauptete, daß derselbe nicht von seinem Platze entfernt werden dürfe, wenn man nicht alle Nächte an diesem Platze wüstes Geschrei und Gepolter haben wolle. Endlich soll sonst auch an gewissen Tagen aus der auf der rechten Seite des Gartens befindlichen Einsiedelei um Mitternacht ein schwarz geharnischter Ritter mit einer ebenfalls schwarz gekleideten Dame getreten sein, denen dann ein Priester mit Meßbuch und Meßgewand folgte. Diese gingen nach jenem Tische, wo der Ritter seine Rüstung ablegte, sie schritten dann um’s ganze Schloß herum, worauf sich der Ritter an besagtem Tische wieder wie zuvor wappnete, und so kehrte dieser gespenstige Trauungszug still, wie er gekommen war, wieder in die Einsiedelei zurück.


125) Das Gespenst auf der Brühl’schen Terrasse.
Mündlich.

Auch auf der Brühl’schen Terrasse soll es sonst umgegangen sein. Man will dort zuweilen eine weißgekleidete Frau aus dem Brühl’schen Palast haben kommen sehen, welche nach dem dem Torniamenti’schen Kaffeehause gegenüber liegenden Oreillon zu zu gehen und sich über das Geländer ins Wasser zu stürzen pflegte. Das Volk erzählte sich, es sey dies der Geist der Maitresse des Grafen Brühl, Albuzzi (vom Volke die Alputze genannt), welche an jener Stelle einst ihrem Leben ein Ende gemacht habe und nun nicht zur Ruhe kommen könne.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)