Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 148.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Christen herkommen? ich rieche aber vielleicht nach Christen, denn ich gestehe, daß ich in Eschdorf ein wenig in Deiner Abwesenheit zu Tanze war.“ Der Alte schalt sie zwar etwas aus, allein er ließ sich doch endlich beruhigen, suchte nicht weiter, sondern warf sich auf sein Schilfbett, und bald verkündete ein heftiges Schnarchen, daß er entschlafen war. Als nun die Nixe ihrer Sache gewiß zu sein meinte, holte sie ihren Tänzer aus seinem Verstecke hervor und ließ ihn auf dieselbe Weise wieder entfliehen, wie er gekommen war; allein derselbe hatte an der einen angstvoll verlebten Nacht genug, er besuchte die Ufer des Sees nicht mehr, aber auch das Mädchen sah Niemand wieder.


160) Die Zwerge im Hutberge bei Weißig.
Seidemann a. a. O. S. 50.

In der Nähe des Dorfes Weißig bei Eschdorf erhebt sich der sogenannte Hutberg beinahe 1000 Fuß über der Meeresfläche. Vor langen langen Jahren war dieser Berg von einem Zwerggeschlecht bewohnt, welches still und freundlich mit den Bewohnern der umliegenden Gegend verkehrte und sich besonders durch das Tragen von runden Spitzhüten auszeichnete. In dem Berge war Reichthum an Silber, und oft kamen Leute aus der Nachbarschaft und baten um ein Darlehn, welches jene auch nie verweigerten; nur hielten sie streng darauf, daß die Schuld zum vorher bestimmten Tage zurückgezahlt ward, geschah dies nicht, so traf den säumigen Zahler gewöhnlich irgend ein Unfall. So hatte einstmals ein Mann in seiner Noth Hilfe im Hutberge gesucht und gefunden, und als nun der Tag des Wiederbezahlens gekommen war, eilte er schon ganz früh hin, um seine Schuld abzutragen. Siehe da sprach der Zwerg, der ihn am Eingange des Berges empfing, und dem er eben das Geld zu geben im Begriff war, zu ihm: „ei Du schlechter Mann, Du hast heute noch nicht gebetet oder Deine Hände gewaschen, ich kann aus einer

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)