Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 151.jpg

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mußten alle fortziehen, worauf auch ihre Brüder aus dem Spitzberge sich ihnen anschlossen, mit Ausnahme der wenigen, welche zur Bewachung des großen im Spitzberge liegenden Schatzes zurückblieben. An einem düstern Novembermorgen, während ein dichter Nebel über der Erde lag, hörte man das Trippeln einer unzähligen Menge von kleinen Füßen, welche den Kirchweg herunter durch das Rottwernsdorfer Thal nach Pirna zogen und sich dort über die Elbe setzen ließen. Der Fährmann, der wegen des Nebels nicht sehen konnte, verlangte, als man ihm das „Hol’ über“ zurief, für jede Person einen Pfennig Fährgeld, und als er die kleinen Wesen übergesetzt hatte, da fand er soviele Pfennige in seinem Kahne, daß er sie nicht zählen konnte, sondern mit der Metze messen mußte und dadurch ein reicher Mann ward. Das Mädchen aber, welches das Geheimniß verrathen hatte, starb bald nachher an gebrochenem Herzen, doch Niemand weiß, ob jene einst, wie sie versprochen, wieder kommen werden, und dann der Bergbau im nahen Städtchen Berggießhübel wieder aufleben wird. Der Eingang zu der noch jetzt von den zurückgebliebenen Querksen bewohnten Höhle des Cottaer Berges ist nur alle 9 Jahre, wenn das umstehende Laubholz geschlagen ist, eine kurze Zeit und auch dann nur in beträchtlicher Entfernung vom Berge auf der südlichen Seite sichtbar, kommt man aber in die Nähe der wahrgenommenen Stelle, so ist die Oeffnung so mit Steinen versetzt, daß man irre wird und sie nicht wieder finden kann. Im Jahre soll aber die Höhle einen Tag lang für Jedermann offen stehen. Schade nur, daß Niemand weiß, wenn der Tag fällt.

Einst war eine Frau oben am Berge grasen, als gerade die Mittagssonne gewaltig heiß schien, so daß die Frau in das Gehölz ging, um etwas auszuruhen; da befand sie sich plötzlich vor einer offenstehenden Höhle, in welcher längs der Wände Bänke und in deren Mitte eine Tafel stand. Auf eine dieser Bänke setzte sie sich nieder, nahm aber dabei ihre Haube ab; nach einiger Zeit ging sie jedoch wieder an ihre Arbeit, vergaß aber ihre Haube mitzunehmen, und erst auf

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)