Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 158.jpg

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viel.“ Sie schließt hierauf das Gewölbe auf, darin Geld und Gut nebst andern Pretiosen vorhanden, und sie gerathen über einen eisernen Kasten, darinnen ein schönes Lädlein stand, weil aber kein Schlüssel an solchem, drohen sie der Jungfrau, sie möge solchen gleich herbeischaffen, sonst würde sie des Todes sein. Gott regiert aber das Mägdlein, daß sie darauf mit Zittern spricht: „ach mein Herr Vetter hat ihn in der Stube in seinem Schränkchen.“ Jene fulminiren aber noch ärger und drohen sie in Granatstücke zu zerhauen und wie sie nun in der Angst eben darin ist, den Schlüssel zu holen, da giebt ihr Gott ein, das Gewölbe aufs Festeste zu verschließen, auch ein Vorlegeschloß, so gleich daran gewesen, vorzulegen. Die Nachtraben erschrecken darin nicht wenig, bitten auch, um Gottes Willen aufzumachen, sie wollten gar nichts nehmen; die Jungfrau aber läuft aus dem Hause auf den Markt und ruft, um Gottes Willen ihr zu helfen, es wären Leute bei ihr, die wollten sie umbringen. Da wird gleich ein großer Zusammenlauf, die Wache kömmt und die beiden Urians werden arretirt und nach geschehenem Verhör, und wie sie ausgesagt, daß sie wirklich Willens gewesen, die Jungfer umzubringen, daß sie auch schon zu Dresden eine Frau in ihrem Hause erwürget, sind sie gerädert und alsdann aufs Rad gelegt worden. Das ist die Geschichte der tapfern Jungfrau von Pirna, und zum Andenken hat man auf dem Markte einen Mühlstein auf der Stelle, wo jene Bösewichter hingerichtet worden sind, eingegraben.


170) Peter Bucher ein Barbier von Pirna wird Erzbischoff von Mainz.
Pirn. Ann. a. a. O. S. 392 sq.

Im Jahre 1242 hat zu Pirna ein Bürger, so Balbier gewesen, am Markte gewohnt, welcher Peter Bucher geheißen. Den hat sein Vater fleißig zur Schule angehalten, also daß er wohl studirt und nachmals Erzbischoff von Mainz worden, wie solches in dem hohen Domstift zu Magdeburg in der

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)