Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 185.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seine Säcke wieder auf den Rücken genommen, ist ausgestiegen, fortgewandert und hat dem Schiffer das Nachsehen überlassen.


207) Die Zerstörung von Helfenstein.
Deutsches Nationalmuseum 1834. Lief. XI. Poet. beh. v. Segnitz. Bd. I. S. 343. sq.

Wenn man bei Tolkewitz in der Nähe von Pillnitz über die Elbe setzt, so kommt man in das Dorf Niederpoiritz und wendet sich dann rechts den Grund hinauf nach dem Rittergute Helfenberg, in dessen Nähe auf einem Hügel die Ruinen der alten Burg Helfenstein, die auch Rothfels (von ihren ehemaligen Besitzern den Dehn-Rothfelsern) oder die Hilfenburg hieß, liegen, die früher unter dem Volke den wendischen Spottnamen Babaricy, die Burg des Weiberkerls (Barbar) führte, weil die Schloßherrn wegen Entführung von Wendenmädchen berüchtigt waren. Wann die Zerstörung dieser Burg fällt, weiß man nicht, als Ursache derselben aber erzählt man folgende Begebenheit. Der letzte Besitzer der alten Burg hat eines Tags als Vasall von seinem Lehnsherrn den Befehl erhalten, mit in den Krieg zu ziehen, und also schweren Herzens von seiner jungen wunderschönen Gemahlin davonziehen müssen, seinem Bruder aber, der in der Nähe eine andere Burg besaß, sein Schloß und Habe, natürlich auch seine Gemahlin zur Beschützung empfohlen. Dieser ist aber ein böser Ritter gewesen, der allen Lastern gefröhnt hat, und der schlimmsten Raubritter einer im Lande; der ist gar oft in die Burg seines Bruders geritten und hat die schöne Schwägerin so lange getröstet, bis er sich sterblich in sie verliebt hat, hat auch weder seiner Verpflichtung gegen den entfernten Bruder, noch der Achtung, die er seiner frommen Schwägerin schuldig war, gedacht, sondern derselben frech seine Liebe entdeckt und verlangt, sie solle ihm zu Willen und ihren Gatten untreu sein. Die hat ihn aber kurz abgewiesen und gedroht, es ihrem Manne, wenn er heimgekehrt sei, zu

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)