Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 223.jpg

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seinen ritterlichen Widerstand erregt, nicht getödtet, sondern zu einem ihrer obersten Fürsten, Hoccata genannt, gebracht. Der hat ihn gut gehalten und hat er mit ihm gen Schlesien ziehen müssen. Als die Tartaren aber, nachdem sie den frommen Herzog Heinrich erschlagen und die Stadt Liegnitz in Brand gesteckt, wieder umkehrten, hat er, weil er beim Nachzug gewesen, seinen Vortheil abgesehen und sich davon gemacht, ist auch bald mit Gottes Hilfe zu bekannten Freunden gekommen und hat sich in seinem russischen Habit an den Hof Kaisers Friedrich II. begeben. Hier ist er eine Zeitlang geblieben und hat sich besonders durch seine Geschicklichkeit in allen ritterlichen Spielen, im Ringen und Springen, so damals in Deutschland noch nicht so allgemein gewesen, ausgezeichnet. Darum hat der Kaiser großen Gefallen an ihm gefunden und ihn sehr geehrt, ihn auch oft, weil er fremde Sprachen fertig und gut hat sprechen können, an seine Tafel gezogen und sich von ihm von seinen Reisen und Schicksalen erzählen lassen. Weil er aber vor allen Hofleuten sich durch seine Länge ausgezeichnet, hat er die Gewohnheit gehabt, ihn, wenn er ihn rufen ließ, immer den langen Reussen zu nennen, und dieser Zuname ist ihm so gemein geworden, daß er sich selbst in Briefen und Titeln „Heinrich von Gera der Reusse genannt“ geschrieben und diesen Namen für alle Zeiten angenommen hat.


249) Warum die Fürsten Reuß den einzigen Taufnamen Heinrich führen.
Peccenstein a. a. O. S. 265. sq.

Der Grund, warum die Familie der Reusse nur den einen Taufnamen Heinrich führt und zum Unterschiede der einzelnen Personen blos die Zunamen: der ältere, mittlere und jüngere nach ihres Leibes Länge und Gestalt oder ihrer Zahl beifügt, ist folgender. Es hat einst ein Herr von Plauen um ritterlichen Ruhmes Willen sich über das Meer in ferne Lande begeben und ist in Syrien in einer Schlacht gegen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_223.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)