Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 234.jpg

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gleich die Rede sein wird, aufgesetzten ergiebt. Sonderbar ist es allerdings, daß sie die Schriften in deutscher Sprache und nicht in ihrem Landesdialect abgefaßt haben, da sie doch offenbar für ihre Familie bestimmt waren, damit ihre Kinder und Freunde nach ihrem Tode sich im Lande zurecht finden, und das Erz, was sie nicht selbst fortbringen konnten und deshalb versteckt hatten, am angegebenen Orte entdeckten. Sie haben übrigens zur Angabe der verschiedenen Metalle und Gruben und um sich nach längerer Zeit sicher orientiren zu können, in Bäume und Felsen bestimmte Merkzeichen eingeschnitten, welche man die Wahlenzeichen nennt und am Schlusse des oben angeführten Lehmannischen Werkes auf zwei Tafeln abgebildet sind. Gleichwohl schienen diese Zeichen später verwischt und unkenntlich geworden zu sein, wenigstens hat ein gewisser Greis, Namens Cerisi, der bis auf die neueste Zeit in Bischofswerda lebte und von einem solchen Wahlen abstammte, trotz aller Bemühungen nichts finden können und ist arm gestorben (s. Winter im Feuill. d. Constit Z. 1853. S. 383). Sie hatten sich auch vieler abergläubischer Mittel bedient, so z. B. haben sie zum Schmelzen, Rösten und zur Verwandelung der Metalle einzelne Kräuter gebraucht, wie das Mondkraut (lunaria), bei Aufgang der Sonne im vollen Mond gepflückt, Goldwurzel oder Martigen, Mondenraute und Eisenkraut, auch Taubenkraut genannt. Sie sollen aber auch die Erze verthan oder verzaubert haben, damit sie Niemand als sie finden könne. Sie sollen deshalb ein Stück Holz von einem Sarge genommen und an solche Orte, wo Körner, Erz oder sonst Metalle sind, oder in einen Baum in der Nähe eingeschlagen haben und Niemand habe sie dann ausfindig machen können, es sei denn, das Holz wäre verfault oder herausgefallen. Auch sollen sie Todtenköpfe in die Brunnen und Erzgruben geworfen haben, die erst entfernt werden müssen, wenn man etwas finden will, ja zuweilen sollen sie einen bösen Geist dahin gebannt haben, wie auf dem Tollenstein bei Sitta, und hier muß wieder dieser erst vertrieben werden. Gleichwohl giebt es auch wieder Mittel,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_234.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)