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nach der Grube zu und sah mitten aus dem Sande eine tulpenartige Blume von wundervoller Farbenpracht und lieblichem Geruche hervorsprießen. Eingedenk des mütterlichen Befehls, in fremden Gärten nichts abzupflücken, eilte ich zu meiner Mutter zurück, um ihr den Fund zu melden. Dieselbe, wohl wissend, daß aus dem unfruchtbaren Sande kein Gräschen, geschweige eine schöne Blume herauswachsen könne, ging gleichwohl mit mir hin, allein die Blume war verschwunden. Später aber, als ich herangewachsen war, hörte ich von Bewohnern der Umgegend, daß ich die Glücksblume gesehen, und wenn ich sie gepflückt, Herr über alle Schätze und Besitzer ewiger Jugend und Schönheit geworden wäre. Ich habe die Blume nie vergessen und könnte sie noch heute malen, so treu hat sie sich mir ins Gedächtniß geprägt. Vor einigen Jahren erzählte mir der Amtmann Köderitz aus Grimma, er sei einst aus der Stadt auf dem Wege nach Hohnstädt am Tempelberge vorüber gegangen und habe eine ähnliche Blume von unten aus auf der Mitte des Berges stehen sehen, er sei sofort heraufgestiegen um sie zu pflücken, habe sie aber nicht wieder finden können.


319) Von dem Ursprunge des Geschlechts derer von Einsiedel.

(Rudolphi, Gotha diplomatica. Bd. III. T. 93. Caspari, Geistl. u. Weltl., Erlang. 1854. p. 79.) Die Legende v. H. Meinrad in d. Acta SS. Antv. Jan. T. II. p. 381-385. Mabillon. Acta. Ord. SS. Benedict. Sec. IV. p. II. p. 63-68, u. als Volkslied b. Arnim, des Knaben Wunderhorn Bd. III. S. 168 sq.

Um das Jahr 830 lebte in Böhmen ein Graf Berthold v. Sulgow. Nachdem seine Ehe lange Jahre ohne Kindersegen geblieben war, erfreute ihn endlich Gott in Folge eines Gelübdes, das seine Gemahlin gethan hatte, mit einem Sohne, der in der heiligen Taufe den Namen Meginrad empfing. Meginrad widmete sich, wie es die Mutter gelobt hatte, dem Dienste des Herrn, ging aber nicht in ein Kloster,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)