Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 297.jpg

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konnte. Als er aber bei ihr anlangte, fand er sie gesund und wohl, sie sagte indeß, als er ihr erzählte, was ihm auf dem genannten Wege begegnet sei, sie habe gestern Morgen gerade recht fleißig an ihn gedacht und sich nach Hause gesehnt. Darauf hat er sie von da abgeholt und mit nach Hause genommen. Die wunderbare Vision aber hat obgedachter Hauslehrer Sickel aus seinem eigenen Munde gehört.


331) Der gespenstige Priester zu Leuben.
Anzeiger für Döbeln 1841, Nr. 30. Poet. beh. v. Segnitz. Bd. II. S. 114. sq.

Beim Beginn der Reformation ist im Dorfe Leuben ein katholischer Priester gewesen, der bis an seinen Tod und selbst, als fast seine ganze Gemeinde zur neuen Lehre übergetreten war, Luther und seine Anhänger, so oft er die Kanzel betrat, auf’s Greulichste geschmäht hat. Endlich starb er und ward in der Kirche beigesetzt. Allein er hat in derselben, die vom alten Glauben abgefallen, keine Ruhe; Nachts um die 12. Stunde steigt er aus seinem Grabe heraus, legt das Meßgewand an, macht in der Kirche die Runde, öffnet die Kirchthüre und sieht hinaus, ob Niemand zur Kirche kommt, hierauf geht er durch die Gräber den Kirchweg bis zum ersten Hause des Dorfes hinab, dann kehrt er traurig auf demselben Wege zurück und legt sich mit dem Schlage 1 Uhr wieder in sein Grab zur Ruhe.


332) Der grobe Tisch zu Fichtenberg und die wunderbare Bettstelle zu Meißen.
Hormayr, Taschenb. f. d. vaterl. Gesch. Lpzg. 1838. 12. S. 257.

Als der gelehrte Augsburger, Philipp Hainhofer, zu Anfange des 17. Jahrhunderts nach Meißen kam und ihm das dortige Schloß gezeigt ward, da führte man ihn im obersten Stock in eine Kammer, wo eine große schwere geschnitzte Bettstelle stand, in der Herzog Friedrich (gewöhnlich sagt man Kurfürst Johann Friedrich in der Nacht vor der Mühlberger

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)