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mit einer Mönchskutte angethan erschienen. Diese hat die Gardinen weggeschoben und ihr in’s Bett gesehen, ist dann aber, wie es derselben vorgekommen ist, wieder in’s Grab gestiegen.


353) Die Halssteine am Rathhause zu Colditz.
Ziehnert Bd. III. S. 228.

Am Rathhause zu Colditz hingen sonst ein Paar halbrunde Steine, die eine eiserne Kette zusammenhielt. Davon geht die Sage, daß solche den bösen Weibern, welche ihre Männer geschlagen hätten, um den Hals gehängt worden wären, und daß dann die Weiber mit diesem Schandgeschmeide eine Zeit lang auf dem Markte vor dem Rathhause hätten herumgehen müssen.


354) Der Gesundbrunnen bei Döhlen.
Kamprad S. 464. Heine, Rochlitzer Chronik. S. 393 sq.

Im Dorfe Döhlen bei Rochlitz gab es 1640 einen lahmen Kuhhirten, der hört, daß zu Hornhausen im Stifte Halberstadt ein Gesundbrunnen sei, der auch Lahme curire und viele tausend Gebrechliche und Kranke gesund gemacht habe. Er wünschte sich also auch dahin, da es ihm aber unmöglich war, so denkt er, Gott, der jenem Wasser die Kraft zu heilen gegeben, könne dasselbe auch anderem mittheilen. In solchem Glauben kommt er in einen Fahrweg, da denn das aus dem Felsen fließende Wasser in den Wagengeleisen hinunterläuft. Hier betet er andächtig, Gott wolle sich doch seiner erbarmen und diesem Wasser eben die Kraft wie jenem zu Hornhausen geben und ihn gesund machen. Solches Gebet hat Gott erhöret und sein lahmer Fuß wird gerade und gesund. Darauf wird nun ein großes Gelaufe nach diesem Wasser, es hat aber Keinem mehr geholfen. Da hieß es aber: des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_314.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)